Wer seine Zahnbürsten im dreimonatlichen Rhythmus austauscht, wirft in seinem Leben bis zu 300 Zahnbürsten in den Müll. Nicht anders ist dies bei Zahnpasten und anderen Zahnpflegeprodukten. promis hat dies zum Anlass genommen und eine innovative sowie nachhaltige Mundhygiene-Serie entwickelt. Zu dem Sortiment des italienischen Start-Ups zählen neben Zahnbürsten und -pasten auch ein Zahnpflege-Kit, um Plaque natürlich zu entfernen.
Die Nachhaltigkeits-Philosophie begrenzt sich dabei nicht nur auf die Verwendung von umweltverträglichen sowie recycelten Materialien, sondern zieht sich durch die Produktion, die Inhaltsstoffe der Mundpflegeprodukte. Alle Produkte des Startups sind vegan und werden unter fairen Bedingungen in Deutschland und Barcelona hergestellt. Neben diesen Nachhaltigkeitskriterien, will promis auch was die Effektivität der Mundhygiene betrifft, keine Kompromisse eingehen, was bei all den Nachhaltigkeitskriterien durchaus herausfordernd war, berichtet die Co-Gründerin Nora Gallmetzer. Um mehr über die Vision von promis zu erfahren, haben wir der Co-Gründerin einige Fragen gestellt:
Wir sehen täglich wie viel an Einmal Artikel in Zahnarzt-Praxen verwendet werden, jetzt durch die Corona-Pandemie noch verstärkt.
Nachhaltige Mundhygiene ist ein immer wichtiger werdendes Thema. Was hat Euch dazu bewegt in diesem Bereich ein Unternehmen zu gründen? Was ist die Geschichte dahinter?
Wir sind bereits seit 30 Jahren im Dental Bereich tätig und haben nun promis als eigenständige Firma gegründet, da uns, meinen Mitgründern Jochen, Alex und Dietrich, genau das Thema Nachhaltigkeit und Natürlichkeit im Zahnpflege-Sektor gefehlt hat. Vor allem in Italien ist das Thema längst nicht so angekommen wie vielleicht in Deutschland. Wir sehen täglich wie viel an Einmal Artikel in Zahnarzt-Praxen verwendet werden, jetzt durch die Corona-Pandemie noch verstärkt. Eine ganze Branche zu verändern ist sehr schwierig und dauert sehr lange, deshalb haben wir beschlossen, bei der täglichen Zahnpflege zu Hause zu beginnen, wo jeder Einzelne handeln und etwas verändern kann, denn der Zahnpflege Bereich bestimmt einen großen Teil der Plastik- und Müllproduktion.
Gründen ist nicht gleich Gründen. Was macht Gründen im Nachhaltigkeitsbereich Eurer Meinung nach besonders schwierig? Gibt es Besonderheiten im Bereich der Dentalhygiene?
Sobald uns klar war, dass wir eine eigene Zahnpflege-Linie gründen wollen, war mir sofort bewusst, dass es nachhaltig gestaltet werden soll. Zu allererst aus persönlichen Gründen, da ich ansonsten dieses Produkt nicht selbst vertreten hätte können. Andererseits wenn man sich an die Empfehlung der Zahnärzt*innen hält, sollte man mindestens alle 3 – 4 Monate oder nach jeder Krankheit die Zahnbürste wechseln, um so möglichst keimfreies Zähneputzen zu ermöglichen. Wenn man sich nur die Menge an Zahnbürsten ausrechnet, die jeder von uns folglich in einem Leben verbraucht, dann reden wir von circa 300 Zahnbürsten pro Kopf. Klingt an sich nicht unbedingt viel. Schauen wir uns dies aber in Relation zu Südtirol, unserem Firmenstandort mit 500.000 Einwohner an, dann werfen wir im Jahr, bei 4 Zahnbürsten pro Kopf, 2 Millionen Zahnbürsten weg. Außerdem habe ich gelernt, dass Zahnbürsten nicht so einfach recyclebar sind, da solch kleinen Teile in den Maschinen stecken bleiben könnten.
In vielerlei Hinsicht hinkt der italienische Markt dem deutschen in Sachen Nachhaltigkeit etwas hinterher. Wie unterscheidet sich der Markteintritt Eurer nachhaltigen Produktlinie von promis in Italien gegenüber Deutschland? Was sind Eure Erfahrungen?
Das stimmt. Deshalb werden unsere promis Zahnbürsten auch in Deutschland produziert. Man muss dazusagen, Italien ist auch nicht so ein reiches Land wie Deutschland. Viele Italiener*innen haben teilweise auch gar nicht das Geld, um sich über nachhaltige Kaufentscheidungen Gedanken zu machen. Außerdem sind in italienischen Supermärkten 4 Zahnbürsten für 0.90 € und Zahncremes für 0,70 € zu erhalten. Zudem fehlt in Italien häufig auch das Wissen sowie das Bewusstsein für die Wichtigkeit der Aufklärung für Nachhaltigkeit. Ein gutes Zeichen ist, dass nun in den italienischen Schulen Nachhaltigkeit als Schulfach eingeführt wurde und die Jugend über die sozialen Medien mehr über dieses Thema erfährt.
Häufig wird nachhaltig mit umweltfreundlich gleichgesetzt. Dagegen umfasst der Begriff nicht nur die Verwendung von umweltfreundliche Materialien, sondern auch auf die Langlebigkeit und Effektivität von Produkten. Inwieweit habt Ihr die Philosophie der Nachhaltigkeit in Sinne der Langlebigkeit in die promis-Produkte integriert?
Vorsorge ist besser als Nachsorge. Dieser oftmals ausgelutschte Claim ist für uns aber Überzeugung. Wir wissen, dass Menschen erst eine Zahnarztpraxis aufsuchen, sobald es wehtut. Jedoch bedeuten die Schmerzen, dass es bereits viel zu spät ist und dass die Rechnungssumme wahrscheinlich hoch ausfallen wird. Zumindest in Italien, wo wir keine Zahnzusatzversicherung haben. Wir möchten mit unseren Produkten klar ein Statement setzen und den Verbraucher*innen die Freude am Zähneputzen schenken, indem sie sich zu Hause natürlich von schädlichen Bakterien befreien, bevor diese sich zu schlimmeren Krankheiten wie Karies entwickeln oder zu Zahnverlust führen. Prävention und Gesundheit, umweltfreundliche Materialien und natürliche, vegane sowie biologische Inhaltsstoffe, all das bedeutet für uns nachhaltig.
Die Borsten Eurer Zahnbürsten werden aus PPC hergestellt. Inwieweit sind diese Borsten nachhaltiger als konventionelle Herstellungsmaterialien? Und wie geht Ihr mit dem Argument um, dass beispielsweise Borsten aus Rizinusöl oder Nylon auf den ersten Blick als die umweltfreundlichere Alternative erscheinen?
Unsere Borsten sind aus PBT, einem Kunststoff aus Polyester. Diese Borsten sind bestimmt nicht so nachhaltig wie Borsten aus Rizinusöl. Jedoch haben wir uns bewusst für diese Qualitätsborsten entschieden, da diese extra für die Verwendung von Zahnbürsten entwickelt wurden. Dank ihrer Beschaffenheit weisen sie Bakterien leicht ab, sind somit antibakteriell, natürlich abgerundet und sehr weich. Alles, um das Zahnfleisch zu schützen, welches eine unserer obersten Prioritäten ist.
Ich brauch ein Produkt auf und versuche dann das nachhaltige Ersatzprodukt zu finden.
Let’s talk personal! Wo habt ihr persönlich noch Schwierigkeiten Nachhaltigkeit in Eurem Alltag umzusetzen, was hingegen fällt Euch besonders leicht?
Ich muss zugeben, nachhaltig agieren kann anstrengend sein. Mir ist oft passiert, dass ich glaubte, vermeintlich die nachhaltigere Entscheidung zu treffen und dann erst hinterher draufgekommen bin, dass sie es eigentlich nicht war. Es bedarf Zeit und Recherchen und das klappt im Alltag nicht immer. Zugegeben Faulheit hat schon so manchen Sieg davongetragen, wie zum Beispiel im Winter sich lieber ins Auto setzen als das Radl zu nehmen. Aber ich denke, wir haben bereits großes Glück, in einer Region wie Südtirol zu leben. Hier fällt es zum Beispiel leichter gesundes und lokales Gemüse und Obst direkt beim Bauer einzukaufen. Ich brauch ein Produkt auf und versuche dann das nachhaltige Ersatzprodukt zu finden. Zum Glück gibt es mittlerweile viele Unternehmen, die solche Artikel anbieten. Und auch wenn es gerade als Marketingzweck ausgenutzt wird, glaube ich trotzdem, dass es unseren Planeten hilft.
Wer mehr zum Thema nachhaltiges Badezimmer erfahren möchte, liest hier unseren Guide: Nachhaltiges Badezimmer.