Wissenschaftler*innen zufolge landet derzeit etwa eine Lastwagenladung Plastikmüll pro Minute im Meer. Mittlerweile haben sich so auf den Meeresböden und der Wasseroberfläche etwa 80 Millionen Tonnen Müll angesammelt. Oceanmata hat dies zum Anlass genommen und ein Ocean Clean-Up Projekt auf Bali initiiert. Pro verkauftem Produkt aus dem eigenen Onlineshop für biologisch abbaubares Handyzubehör sammelt das Social Startup mindestens 1 kg Ozean Plastik an Balis Stränden.
Neben einer nachhaltigen Produktentwicklung geht Oceanmata auch in der Vision von einer sauberen Welt, keine Kompromisse ein. Dieser Spagat zwischen Sozialem Projekt und Business hat durchaus einige Herausforderungen mit sich gebracht, berichtet Oceanmata-Gründer Dominik. Um mehr über die Vision von Oceanmata zu erfahren, haben wir dem Gründer einige Fragen gestellt:
Mit jedem kleinen Schritt kann Großes bewirkt werden — es müssen nur genügend Menschen mitmachen.
2018 war ich mit meiner Freundin für einen Surftrip mit dem Rucksack in Sri Lanka unterwegs. Dort ist mir sehr krass bewusst geworden, wie heftig das Plastikproblem besonders in asiatischen Ländern ist. Egal wo man hinsieht, überall türmt sich Plastikmüll und selbst die wunderschönen Strände sind immer wieder übersäht von angeschwemmtem Ozean Plastik.
Wir sind im „The Surfer Hostel“ in Weligama untergekommen und haben nach einer langen Surfsession den Abend in der Hängematte der Roof Top Bar ausklingen lassen. Und da stand der Satz, der mich nachhaltig geprägt hat, einfach am schwarzen Brett: „Everytime you go to the beach pick up three pieces of plastic“.
“Was für eine geniale Idee.”, habe ich gedacht. Allerdings sollte man nicht nur die Gäste im Hostel dazu bewegen, bei jedem Gang zum Strand drei Stücke Plastik aufzuheben, sondern am besten so viele Menschen wie möglich.
So entstand die Idee etwas aufzubauen, was genau diese Message an sehr viele Leute weiterträgt: Mit jedem kleinen Schritt kann Großes bewirkt werden — es müssen nur genügend Menschen mitmachen.
Es gibt vielfältige Gründe dafür, dass Plastik im Meer landet. Was ist Deiner Meinung nach das Hauptproblem hierfür? Wie könnte man mehr Bewusstsein für den Umgang mit Plastik schaffen? Wie setzt Ihr diesen Gedanken um?
Produkte aus Einwegplastik sind meiner Meinung nach das größte Problem. In Deutschland wird z. B. der Inhalt des gelben Sackes nur zu einem geringen Teil recycelt — ein Großteil davon landet entweder in der Müllverbrennung oder gelangt durch Müllexporte in Ländern wie Indonesien.
Dort landet der Plastikmüll auf Mülldeponien. Bei stärkeren Regenfällen, wie es besonders zur Monsunzeit der Fall ist, gelangt der Müll dann häufig über die zahlreichen Flüsse ins Meer. Somit sind auch wir in Deutschland zu einem großen Teil dafür verantwortlich, wenn Plastikmüll ins Meer gelangt.
Wichtig ist es sowohl die Symptome zu bekämpfen, also den Plastikmüll aus den Ozeanen zu sammeln und zu recyceln, als auch im Blick zu haben, dass es gar nicht erst so weit kommt. Das bedeutet, im allgemeinen, Einwegplastikprodukte zu vermeiden und Aufklärung zu betreiben.
Wir ermöglichen z. B. Kindern an drei Schulen in Bali eine Schulstunde über Plastikmüll, betreiben Aufklärung über zahlreiche Kanäle und machen selbst regelmäßig Clean-Ups in Augsburg.
Ihr habt ein eigenes Ocean Clean-Up Projekt auf Bali aufgebaut. Gleichzeitig betreibt Ihr einen Onlineshop für biologisch abbaubare Handyhüllen sowie -zubehör. Wie funktioniert Euer Konzept genau und wie seid Ihr auf den Verkauf von Handyzubehör gekommen?
Handyhüllen waren irgendwie schon immer mein Ding. Schon in der Schulzeit hatte ich einen kleinen Onlineshop, über den ich individuell gelaserte Handyhüllen aus Holz verkauft habe. Außerdem sind Handyhüllen ein Produkt, das jeder braucht, was man oft und bewusst in der Hand hält und das man offen mit sich trägt, sodass es viele weitere Menschen sehen. Deswegen bin ich dann auch bei der Handyhülle geblieben.
Unser Konzept ist es, für jedes verkaufte Produkt mindestens 1 kg Ozean Plastik zu sammeln. Somit tut man mit dem Kauf eigentlich doppelt Gutes: Die Handyhülle ist biologisch abbaubar und schützt nicht nur das Handy, sondern auch die Umwelt. Zusätzlich wird das Ozean Plastik gesammelt. Den Clean-Up Standort können wir aktuell nur durch die verkauften Produkte finanzieren.
Neben dem bewussten Umgang in unserer Produktion schonen wir Ressourcen auch in anderen Bereichen. Bei uns gibt es zum Beispiel keinen unnötigen Verpackungsmüll.
Häufig hört der Nachhaltigkeitsgedanke bei E-Commerce-Shops außerhalb Ihres eigenen Produktumfelds auf. Dabei reicht es für eine Umweltentlastung nicht aus, lediglich in den Ausbau biologisch abbaubare Produkte zu investieren, sondern es bedarf auch einem Umdenken im Umgang mit Ressourcen. Wie setzt Ihr bei Oceanmata dies um?
Neben dem bewussten Umgang in unserer Produktion schonen wir Ressourcen auch in anderen Bereichen. Bei uns gibt es zum Beispiel keinen unnötigen Verpackungsmüll. Die Handyhüllen werden in kleinen Baumwollsäckchen verpackt, die weiter genutzt werden können. Alle anderen Verpackungsmaterialien bestehen aus recycelbarem Papier, die Versandverpackungen aus Graspapier. Alle Pakete werden klimaneutral verschickt.
Außerdem nutzen wir unsere Kanäle intensiv für Aufklärung in verschiedenen Bereichen. Dabei geht es weit über das Plastikproblem der Ozeane hinaus. Wir möchten zum Nachdenken und Umdenken anregen und dafür eine breite und detaillierte Informationsgrundlage bieten. So gibt es bei uns immer wieder Tipps zum Thema nachhaltig und plastikfrei Leben, aufbereitete Informationen zu aktuellen Themen (z. B. EU Einwegplasikverbot, Seaspiracy, …) und tiefe Einblicke in das einzigartige Ökosystem unserer Weltmeere.
Das Thema Nachhaltigkeit ist aktuell sehr im Blickfeld und wird oft kritisch betrachtet. So ist man als Social Start-up sehr stark in der Pflicht, alles transparent zu gestalten und am besten bereits von Beginn an immer zu “100 % nachvollziehbar” zu kommunizieren. Ein Start-up lebt allerdings von der Schnelligkeit und genau diese Schnelligkeit ist unabdingbar, um wachsen zu können. Durch sie entstehen aber auch manchmal Fehler und Situationen, in denen man nicht nachhaltig handelt. Auch uns ist anfangs einiges an Fehlern unterlaufen, für die wir kritisiert wurden. Beispielsweise waren unsere Handyhüllen durch einen Kommunikationsfehler bei der ersten Produktion in Plastiktüten verpackt. Das ist natürlich ein absolutes No-Go. Solche Fehler passieren allerdings einfach, können schnell einen Shitstorm bedeuten und gerade für ein Social Start-up verheerende Folgen haben.
Wie gelingt Dir der Spagat zwischen Sozialem Projekt und Business? Gibt es Momente, in denen sich diese zwei Modelle gerieben haben?
Nein, überhaupt nicht. Für mich gehört beides zusammen und bedingt sich gegenseitig. Was wir tun, ist einfach eine absolute Herzensangelegenheit für mein Team und mich. Dass wir damit zusätzlich auch noch unseren Lebensunterhalt verdienen, ist ein Privileg.
In den Anfangszeiten war das so natürlich nicht möglich. Alle haben hauptberuflich noch einen anderen Job gehabt. Dank der tollen Arbeit, die alle geleistet haben, konnte Oceanmata wachsen und und zu einem Start-Up mit festen Vollzeit Mitarbeiter*innen werden.
Was uns antreibt, ist nach wie vor die Vision von plastikfreien Meeren bis 2050 sowie ein ganzheitlicher Schutz der Ozeane und deren Bewohner*innen.
Ziel für dieses Jahr ist es, noch zwei weitere Clean-Up Standorte in Indonesien aufzubauen.
Was ist Euer Plan für die Zukunft? Gibt es noch Ansätze die Oceanmata verfolgen will, um sein Ziel, die Ozeane bis 2050 vom Plastikmüll zu befreien, zu erreichen?
An Ideen und Plänen mangelt es uns auf jeden Fall nicht! Ziel für dieses Jahr ist es, noch zwei weitere Clean-Up Standorte in Indonesien aufzubauen. Diese sollen sich langfristig selbst finanzieren und nicht mehr von dem Verkauf unserer Produkte abhängen. Wenn wir es erreichen können, dass der Weiterverkauf von dem gesammelten und recycelbaren Plastik genug Geld für die Finanzierung einbringt, können wir weltweit immer mehr Standort aufbauen. Darauf liegt definitiv der Fokus.
Trotzdem möchten wir unseren Kund*innen natürlich weiterhin nachhaltige Produkte anbieten, die einen Unterschied machen. Wir arbeiten immer weiter an der Optimierung unserer Prozesse und an der Auswahl in unserem Produktportfolio. Auch zukünftig möchten wir noch viele weitere Special Editions launchen, die zusätzlich die Unterstützung von Meeresschutzorganisation für bestimmte Meeresbewohner*innen finanzieren.
Seit heute gibt es auch wieder eine neue Handyhülle in unserem Shop: zwar keine Special Edition, aber dafür in der Sommertrend-Farbe flieder und mit abnehmbaren Umhängeband – perfekt für den Sommer!
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