2014 von drei Freunden gegründet, ist HYDROPHIL mittlerweile der Marktführer in Sachen innovative nachhaltige Hygieneartikel in Deutschland. Das Start-up bietet eine plastikfreie und wasserneutrale Alternative zu herkömmlichen Hygieneartikeln. Zu ihrem Sortiment zählen sowohl Bambuszahnbürsten, als auch Wattestäbchen und Seifen.
Am Beispiel von Wasser möchte HYDROPHIL mit ihren Produkten dazu beitragen, den Blick für die Themen Nachhaltigkeit und Ressourcenknappheit zu weiten. HYROPHIL produziert daher so wasserschonend wie möglich. Überdies sind all ihre Produkte vegan und werden unter fairen Bedingungen hergestellt.
Heute im Interview: Co-Founder Christoph Laudon, der über Wasserknappheit, die Herausforderungen auf dem deutschen Markt, Vorteile und Nachteile von Bambus erzählt, und kleine Dinge verrät, auf die er täglich achtet.
Wasserneutral bedeutet dabei konkret, dass wir bei der Herstellung unserer Produkte so wenig Wasser wie möglich nutzen und verschmutzen müssen.
Du hast mit zwei Deiner Freunden – Wanja Weskott und Sebastian Bensmann – HYROPHIL gegründet. Was hat Euch damals dazu bewegt dieses Unternehmen zu gründen? Was ist die Story dahinter?
Wanja, Sebastian und ich haben uns über unser gemeinsames Engagement bei Viva con Agua de St. Pauli e.V. kennengelernt. Dieses Engagement hat uns vor Augen geführt, wie viele Menschen auf der Welt ohne Zugang zu sauberem Trinkwasser leben müssen. So sind wir 2013 mit der Idee gestartet, Produkte herzustellen die nicht nur vegan und fair sind, sondern auch wasserneutral produziert werden. Wasserneutral bedeutet dabei konkret, dass wir bei der Herstellung unserer Produkte so wenig Wasser wie möglich nutzen und verschmutzen müssen. Dabei wollten wir Menschen für das Thema Wasserknappheit sensibilisieren und dazu anregen, sich Gedanken über wasserschonenden Konsum zu machen.
Um in einen eher starren Markt (Zahnhygiene) einzusteigen, ist ein revolutionäres Ausgangsprodukt (oder Serie) ausschlaggebend. Was war Euer revolutionäres Starter-Produkt bzw. welches Produkt wird heute noch am meisten gekauft und warum?
Bei unserem revolutionären Ausgangsprodukt handelt es sich definitiv um unsere nachhaltige Zahnbürste aus Bambus. Ein solches Produkt gab es als wir anfingen in dieser Form nicht und wir haben uns von konventionellen Zahnbürstenherstellern abgehoben. Tatsächlich wurden wir von vielen Seiten nicht ernst genommen und für unsere Idee, eine Zahnbürste aus Bambus herzustellen und zu vermarkten, belächelt. Letztlich wurde das Produkt sehr gut angenommen und es ließ sich eine starke Nachfrage im Bereich Nachhaltigkeit im Badezimmer feststellen. So kam es dazu, dass wir heute ein vielfältiges Produktsortiment im W.A.S.H – Segment vorweisen können: Heute bieten wir neben unserer beliebten Bambuszahnbürste, Wattestäbchen, Seifen, Seifensäckchen und viel mehr an. Unser Ziel ist es, ein Vollsortiment an nachhaltigen Produkten anzubieten. Unser beliebtestes Produkt ist aber nach wie vor unsere Bambuszahnbürste.
Der Großteil der HYDROPHIL-Produkte werden aus Bambus hergestellt. Inwieweit ist Bambus umweltfreundlicher als konventionelle Herstellungsmaterialien? Und wie geht Ihr mit dem Argument um, dass auch Bambus nicht gerade um die Ecke wächst?
Bambus wächst im Vergleich zu anderen Rohstoffen ohne zusätzliche künstliche Bewässerung sehr schnell. Dabei bindet er zusätzlich viel CO2. Zu dem Argument, dass Bambus nicht um die Ecke wächst: Wir produzieren grundsätzlich dort, wo der Rohstoff wächst. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit in China wächst der Bambus dort ohne künstliche Bewässerung in einem Ausmaß, in welchem es in Deutschland nicht möglich wäre. Eine der größten Herausforderungen ist momentan der Transport der Zahnbürsten nach Deutschland. Momentan setzen wir dabei auf den Transport via Schiff, sind aber ständig dabei die Transportwege zu optimieren.
Die Hauptschwierigkeit lag Anfangs darin, dass wir – insbesondere vom konventionellen Handel – nicht richtig ernst genommen wurden
Mit einer tollen Idee ist es aus eigener Erfahrung leider nicht getan. Was waren die größten Schwierigkeiten bei der Gründung? Gibt es etwas, was erstaunlicherweise ganz einfach ging und etwas das so richtig schief ging?
Die Hauptschwierigkeit lag Anfangs darin, dass wir – insbesondere vom konventionellen Handel – nicht richtig ernst genommen wurden und unsere Idee eher belächelt wurde. Glücklicherweise gibt uns der Erfolg aber mittlerweile Recht.
Es gibt die Meinung, dass der deutsche Markt verglichen mit dem amerikanischen Markt oftmals etwas hinterherhinkt. Wie seht Ihr Euch im internationalen Vergleich? Wo wird am nachhaltigsten Zähne geputzt und warum?
Über den amerikanischen Markt kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch keine Aussage treffen. Insgesamt geht der Kurs aber auf jeden Fall stark Richtung Internationalisierung. Wir haben Partner*innen in ganz Europa, aber auch in Südamerika. Wir hoffen natürlich, dass wir diesen Kurs weiter verfolgen können.
Jeder muss mal klein anfangen, wenn es um das Thema Nachhaltigkeit und Plastikvermeidung geht. Was ist Dein Plädoyer dafür, dass man mit der Zahnbürste anfangen sollte? Kannst Du andere ganz simple Dinge empfehlen, die jeder von uns – egal, welchen Lifestyle man führt – morgen bereits umsetzen kann, um der Umwelt etwas Gutes zu tun?
Es gibt nichts Gutes, außer man tut es! Als wir damals mit der Zahnbürste anfingen, wollten wir die Menschen vor allem zum Nachdenken anregen, den Raum für Austausch und Diskussion schaffen. Wenn etwa im Bekanntenkreis eine Zahnbürste aus Bambus entdeckt wird und darüber ein Gespräch über die ungleiche Verteilung von Wasser begonnen werden kann, dann haben wir schon viel gewonnen. Es geht darum, die drängenden und natürlich leider auch unbequemen Themen unserer Zeit in das Bewusstsein der Menschen zu holen. Wir versuchen das über unsere Zahnbürste und die vielen weiteren Pflegeprodukte die wir inzwischen anbieten. Aber natürlich reicht das nicht aus. Wir sollten grundsätzlich unser Konsumverhalten überdenken und die Augen immer nach besseren und „müllärmeren“ Alternativen offen halten.
Wir schreiben das Jahr 2119: Was würdest Du Dir wünschen auf der Erde zu sehen?
Dass alle Menschen Zugang zu sauberem Trinkwasser und zu sanitären Anlagen haben und wir respektvoller mit unseren endlichen Ressourcen umgehen. Es wird vielleicht manchmal erst auf den zweiten Blick ersichtlich, welche übergeordnete Rolle unsere Ressourcen spielen. Um beim Beispiel Wasser zu bleiben: Ganze 2,1 Milliarden unserer Mitmenschen haben etwa zum jetzigen Zeitpunkt immer noch keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Dieser Zustand ist unzumutbar! Wir spenden deshalb seit Beginn unserer Arbeit 10% unserer Gewinne an Viva con Agua, ein Verein, der sich für Trinkwasserprojekte in den Ländern des globalen Südens einsetzt. Aber auch darüber hinaus, würde ich mich wünschen, dass wir esschaffen, die Menschen für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.
Die Produkte sind in dem Online Shop von HYDROPHIL, sowie bei Müller/dm verfügbar.
Vielen Dank an Christoph und das HYDROPHIL Team für das großartige Interview.
Habt Ihr Lust auf weitere Interviews? Besonders spannend fanden wir auch das Interview mit dem Niederländer Jorn Wemmenhove von humankindn oder mit Dominik von Oceanmata.
8 Kommentare
Tolles Interview! Ich habe nun einmal bewusst Ausschau nach den Produkten von Hydrophil gehalten und bin total positiv überrascht, wie groß das Produktsortiment mittlerweile ist.
Lieber Can,
vielen lieben Dank für dein positives Feedback zu dem Interview. Wir finden die Produkte von Hydrophil ebenfalls großartig! Welches ist Dein Favorit?
Herzliche Grüße, Sophia vom FREE MINDED FOLKS – Squad
Ich finde die Produkte von Hydrophil an sich wirklich super. Meine Zahnärztin rät mir allerdings stetig davon ab, Handzahnbürsten zu benutzen und empfiehlt stattdessen elektrische Zahnbürsten – die natürlich alles andere als nachhaltig sind; vor allem im Bezug auf die Wechselköpfe auf Plastik. Können wir in Zukunft hierfür auch nachhaltigere Lösungen erwarten?
Liebe Laura,
wie schön zu hören, dass Du von den Produkten genauso begeistert bist wie wir. Aktuell gibt es leider tatsächlich noch keine wirklich gute nachhaltige Lösung für die Wechselköpfe von elektrischen Zahnbürsten. Sollte sich hieran etwas ändern, geben wir aber sehr gerne umgehend Bescheid.
Herzliche Grüße, Sophia vom FREE MINDED FOLKS-Squad
Ich bin dank Euch über die Hydrophil-Produkte gestolpert und bin restlos begeistert! Absolute Pioniere im Bereich der nachhaltigen Zahnhygiene.
Lieber Luis,
wie schön, dass wir Dich dazu anregen konnten, die Zahnpflegeprodukte von Hydrophil einmal zu probieren! Welches Produkt ist Dein Favorit?
Herzliche Grüße, Sophia vom FREE MINDED FOLKS-Squad
Auf Hydrophil bin ich über die Zahnpflege-Sticks gekommen – eine tolle plastikfreie Alternative. Die Zahnbürsten kommen für uns leider nicht in Frage, da wir eine elektrische verwenden. Super schade, dass es hier noch keine Alternativen gibt.
Liebe Klara,
die Zahnpflege-Sticks sind auch in meiner Routine fester Bestandteil. Wie schön zu hören, dass Du auch so begeistert davon bist. Das stimmt, eine wirklich gute nachhaltige Alternative gibt es derzeit wirklich noch nicht für elektrische Zahnbürsten. Sollte sich hieran was ändern, geben wir sehr gerne Bescheid.
Herzliche Grüße, Sophia vom FREE MINDED FOLKS – Squad
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