Wer kennt heutzutage noch Erdbeerspinat, Hirschhornwegerich oder Stoppelrüben? Während jährlich Unmengen an Tomaten, Gurken und Peperoni im Garten oder auf dem Balkon angepflanzt werden, verschwinden gleichzeitig andere Pflanzensorten aus den Gärten. Mit ihrem Online Shop für Bio-Saatgut, Bio-Jungpflanzen und nachhaltiges Werkzeug sowie Gartenzubehör setzt sich BIONANA dafür ein, die Vielfalt der Natur zu bewahren und diese aktiv zu fördern. Zum Sortiment des österreichischen Unternehmens zählen, neben Klassikern wie Salat oder Paprika, daher auch Raritäten, alte Sorten und Exoten.
Die Nachhaltigkeits-Philosophie von BIONANA beschränkt sich dabei nicht nur auf die Biodiversität des Saatguts, sondern erstreckt sich vom Anbau über die Verpackung bis hin zum Versand. Das Saatgut und alle Pflanzen des Unternehmens werden unter fairen Bedingungen von Partnerbetrieben in Österreich und seit diesem Jahr auch in Deutschland angebaut und gepflegt. Das Werkzeug und Zubehör, das im Online-Shop erhältlich ist, stammt von ausgewählten Produzenten, die anhand vielversprechender Qualität und der Rohstoffe, die sie zur Herstellung des Endproduktes einsetzen gewählt um sicherzugehen, dass Kunden Produkte erwerben, an welchen sie sich, bei richtiger Pflege ein Leben lang erfreuen. “Ökologie vor Profit” lautet hier das Motto.
Heute im Interview: BIONANA Gründerin Simona Nitschinger, die über die große Bedeutung von Biodiversität erzählt, die Unterschiede zwischen konventionellem und nachhaltigem Bio-Saatgut erklärt und uns ihre besten Tipps für Nachwuchsgärtner*innen verrät.
Mit dem sukzessiven Verlust der Artenvielfalt geht der Verlust von wertvollen Obst- und Gemüsesorten einher, ein bedauernswerter Zustand.
Ein Online-Shop für nachhaltiges Saatgut und Jungpflanzen ist nicht gerade die naheliegendste Idee, wenn man an nachhaltiges Unternehmertum denkt. Was hat Euch dazu bewegt in diesem Bereich ein Unternehmen zu gründen? Was ist Eure Vision?
Durch den zunehmenden Verlust von Biodiversität sind viele Pflanzen- und Insektenarten – unter anderem Bienen – akut vom Aussterben bedroht. Hier kommt der Teufelskreis ins Rollen: Die Insekten sterben durch den Mangel an pestizidfreier Nahrung nach und nach aus und die Pflanzenvielfalt dezimiert sich drastisch, da zu wenige Insekten zum Bestäuben da sind. Mit dem sukzessiven Verlust der Artenvielfalt geht der Verlust von wertvollen Obst- und Gemüsesorten einher, ein bedauernswerter Zustand. Seit mehreren Jahrzehnten lässt sich eine allgemeine Abnahme der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft beobachten. Bereits auf politischer Ebene appelliert die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) an die Mitgliedstaaten, sich an nachhaltigen Systemen zugunsten von Bestäubern zu orientieren.
Ich bin Autodidaktin, was Pflanzen und Garteln betrifft, denn mein Garten ist meine große Leidenschaft. In meiner Berufslaufbahn konnte ich einige Erfahrungen im Bereich Unternehmensgründung und -führung sammeln. Mein Mann und Mitgründer von BIONANA Tom betreibt seit 2003 die Werbeagentur ATOMICBOY und hat sehr viel Expertise im Bereich Webshop und Online-Werbung. Mit ihm an meiner Seite haben wir den Sprung ins kalte Wasser gewagt und nutzen nun unsere Fähigkeiten als Lösung zu den diversen Problemen, die unserer Erde Schaden zufügen.
“Wir wollen uns dafür einsetzen, die bunte Vielfalt der Natur wieder zurück auf unsere Teller, in unsere Gärten und nicht zuletzt auch auf unsere Felder zu bringen.“ – Simona Nitschinger
Das Anliegen von BIONANA ist es, mit einer großen Vielfalt an Kultur- und Blühpflanzen, den Gärtner*innen und in weiterer Folge der Landwirtschaft zu ermöglichen, diesem Aufruf Folge zu leisten. Entsprechend verfolgt unsere Mission den Erhalt der Biodiversität. Die bewusste Entscheidung, etwas zu verändern, mit Achtsamkeit und Bedacht für eine bessere Zukunft von morgen zu handeln. Wir sind uns dessen bewusst, dass die aktuellen Probleme nicht schlagartig beiseite geräumt werden können, aber es gibt sehr viele Maßnahmen, die sich positiv auf unsere Umwelt, die Gesundheit und den umliegenden Lebensraum auswirken.
Was waren die größten Learnings beim Aufbau des Unternehmens? Was würdet Ihr im Nachhinein anders machen?
Im letzten Jahr gab es viele Hürden, aus denen wir sehr viel gelernt haben. Sehr schwierig war die Auswahl unserer Partner*innen und Lieferant*innen, besonders im Nachhinein betrachtet. Denn nicht alle konnten unsere, zugegeben hohen, Erwartungen in puncto Pflanzenqualität und Zuverlässigkeit erfüllen. So etwas weiß man leider im Vorhinein nicht. Auch mussten wir sehr viel lernen, was den Transport und die Zustellung der Jungpflanzen angeht. Denn da wir ein fragiles Produkt verkaufen, müssen wir uns auf unsere Zusteller*innen zu 100 % verlassen können. Auch in dem Bereich haben wir Lehrgeld bezahlt. Aber wir haben mittlerweile Verpackungslösungen entwickelt, mit denen wir die Pflanzen so sicher wie nie zuvor durch die Gegend senden können. Denn wir bemühen uns natürlich, dass sie gut ankommen, auch wenn ein/eine Zusteller*in mal etwas nachlässiger mit einem Paket umgehen sollte.
Häufig werden Pflanzen und Saatgut mit “Nachhaltigkeit” sowie “Bio” assoziiert. Dabei geht es bei den Nachhaltigkeits-Aspekten des Saatguts nicht nur um dieses selbst, sondern auch um eingesetzte Düngemittel, chemische Pflanzenschutzmittel oder beispielsweise die Verpackung. Auf was sollte beim Saatgutkauf geachtet werden?
Wir raten dazu, vor allem samenfestes, heimisches Saatgut zu kaufen. Denn so geht man sicher, dass die Pflanzen dieselben Eigenschaften wie die Mutterpflanze behalten. Im Gegensatz zu Pflanzen aus genmanipuliertem Saatgut sind die Samen, die man aus der Ernte des saatfähigen Saatguts gewinnt, wiederum keimfähig.
Beim Kauf von Saatgut lohnt sich ein Blick auf die Rückseite der Päckchen, wo man diverse Produktinformationen finden kann. Bei unseren Saatgut Päckchen befindet sich ein QR Code der den/die Konsument*in direkt zur Informationsquelle weiterleitet. Neben Pflanz-, Pflege- und anderem Anbauwissen erhält man Auskunft über die Herkunft und das Ablaufdatum des Saatguts. Je nach Kultur sind Pflanzensamen ein bis fünf Jahre haltbar.
Bestenfalls ist das Saatgut in einem kleinen, separaten Schutzbeutel verpackt, der vermeidet, dass die Samen feucht werden. Die sind bei uns übrigens aus einem ganz neuartigen kompostierbarem Material. Denn dadurch könnten sie zu früh keimen. Außerdem sind sie so vor diversen Umwelteinflüssen geschützt, die das Saatgut negativ beeinträchtigen könnten.
Das Thema Verpackung ist für uns allerdings nicht nur beim Saatgut ein großer Punkt. Normalerweise wird für den Versand von Jungpflanzen viel Plastik und Papier eingesetzt. Wir haben deshalb nach einer ökologischen Alternative zu diesem Ressourcenverbrauch gesucht und sind bei dieser Suche beispielsweise auf Graspapier gestoßen. Das verwenden wir als Schutzmaterial, weil es 50 % weniger Wasser in der Herstellung verbraucht und 65 % weniger CO2 im Vergleich zu herkömmlichen Materialien. Außerdem kann das Graspapier als Futter für Regenwürmer oder zum Mulchen weiterverwendet werden. So versuchen wir auf allen Ebenen nachhaltig und ressourcenschonend zu arbeiten.
Nachhaltigkeit wird bei uns großgeschrieben.
Auf Eurem Blog findet man vielseitige Themen zum Gärtnern, aber auch Rezepte, Fermentations- Tipps oder Themen die die Artenvielfalt betreffen. Verbindet Ihr mit nachhaltigem Gärtnern ein bestimmtes Lebenskonzept oder Blick auf die Welt?
Es ist unser Herzenswunsch, im Einklang mit der Natur zu leben, ganz ohne schlechtes Gewissen und ohne Chemie. Wir stellen uns dem Verlust der Biodiversität in den Weg. Nachhaltigkeit wird bei uns großgeschrieben. Durch die Bereitstellung von Know-how fürs Garteln, Tipps und Tricks für die Verarbeitung und Wiederverwertung von diversen Produkten und sogenannten Beiprodukten oder Abfallprodukten möchten wir unseren Kund*innen dabei unter die Arme greifen, ihren individuellen Mix an BIONANA Produkten zu finden, sie dabei unterstützen, einen nachhaltigen Lebensstil zu pflegen und ihnen die Chance geben, sich selbst zu versorgen, soweit es ihnen möglich ist. Klarerweise ist man mit einem kleinen Stadtbalkon weitaus eingeschränkter als mit einem großen Garten am Land. Aber auch hierzu lassen sich, mit ein bisschen Kreativität und der richtigen Pflanzenauswahl, schöne Lösungen finden.
Eure Mission ist es, die Biodiversität und Pflanzenvielfalt zu erhalten. Was bedeutet das und wie genau macht ihr das?
Der Geschmack von Omas Äpfeln, Karotten aus dem eigenen Garten – alles das sind Kindheitserinnerungen vieler Menschen. Zum Erhalt der Vielfalt zählen für uns daher selbstverständlich Obst- und Gemüsesorten in ihrer ursprünglichen Form. Sogenanntes Urgemüse, das im Handel kaum noch oder nur sehr selten verfügbar ist. Mit unserem Online-Shop ermöglichen wir den Zugang und die Kultivierung von hochwertigen Bio-Jungpflanzen und Bio-Saatgut. Dazu finden Kund*innen ein vielfältiges Sortiment in ausgezeichneter Qualität im BIONANA Online-Shop.
Der Anbau von Bio-Saatgut und Bio-Jungpflanzen ist eine kleine Herausforderung, deswegen begleiten wir beginnende und fortgeschrittene Gärtner*innen auf ihrem Weg zum eigenen nachhaltigen Garten. Wie bereits erwähnt steht Nachhaltigkeit bei uns im Zentrum aller Entscheidungen. Die Produkte werden im Einklang mit der Natur angeboten und erst verkauft, wenn die Wetterbedingungen optimal sind und der richtige Zeitpunkt zum Pflanzen und Säen in Sicht ist. Daher können nicht alle Sorten jederzeit bestellt werden.
Mit kreativen Ideen wachsen auf sonnigen Fensterbrettern klassische Kräuter wie Basilikum, Salbei und Oregano.
Let’s talk personal! Habt Ihr einen Tipp für alle Nachwuchsgärtner*innen? Welche Pflanzen eignet sich besonders gut, um auf seinem Großstadtbalkon anzupflanzen?
Auch auf kleinen Flächen in der Stadt lassen sich viele verschiedene Pflanzen kultivieren. Mit kreativen Ideen wachsen auf sonnigen Fensterbrettern klassische Kräuter wie Basilikum, Salbei und Oregano. Sorten wie Thai Basilikum, der Pur-Pur Salbei, Katzenminze und Koriander machen aus der typischen Fensterbank ein spannendes Aromenparadies. Am sonnigen Balkon dürfen Tomate, Chili, Gurke und Physalis nicht fehlen. Klettergerüste oder Vertical Gardening helfen den Platz liebenden Gemüsepflanzen nach oben zu wachsen und zaubern gleichzeitig eine grüne Oase. Wo es nicht mehr ganz so lang sonnig ist, fühlen sich auch Petersilie, Schnittlauch, Radieschen, Salate oder Karotte wohl. Auch ein kleines Erdbeerbeet oder einige Beerensträucher lassen sich mit etwas mehr Platz gut anbauen. Natürlich lässt sich das Stadtgrau mit vielen Blumen auflockern, hier sollte einfach wieder beachtet werden welche Ansprüche sie haben. Tiefere Töpfe, eine Mulchschicht und verschiedene Gießsysteme schützen vor Trockenheit. Damit das Gärtnern am Balkon nun wirklich gelingt empfehlen wir der Auswahl der Pflanzen auf die Gegebenheiten des Standortes und die diversen Vorlieben der der Pflanzen zu achten, dazu gibt es in unserem BIONANA-Blog einen Guide, der über eine Selektion an Pflück Gemüse und Kräuter für den Balkon ausführliche Ratschläge bereithält.