Wir alle haben unsere Lieblingsprodukte, wenn es um unsere Pflegeroutine geht. Wie diese Produkte ausgewählt werden, ist dabei verschieden. Manche achten vorwiegend auf den Preis, manche auf die Verpackung, andere treffen ihre Kaufentscheidung basierend auf Empfehlungen von anderen und für wieder andere spielen die Inhaltsstoffe die wichtigste Rolle.
Dabei gestaltet sich gerade Letzteres nicht immer so simpel, denn wer sich noch nie intensiv mit den Inhaltsstoffangaben auseinandergesetzt hat, für den sehen die Angaben schnell wie ein Sammelsurium von Buchstaben aus. Was sich hinter den Fachbegriffen genau verbirgt, ist häufig nicht bekannt.
Dennoch lässt sich mittlerweile ein klarer Trend hin zu mehr Transparenz zu beobachten: Verbraucher*innen wollen zunehmend wissen, was sie konsumieren, ob die Inhaltsstoffe gut für den Körper und die Umwelt sind. Seit einiger Zeit lässt sich daher eine Entwicklung beobachten:Labels versuchen, ihre Produkte grüner zu machen. Andere, kleinere Labels entstehen aus diesem Grundgedanken heraus und verzichten von Anfang an auf schädliche Inhaltsstoffe, um so menschen- und umweltfreundlich wie möglich zu sein.
Die Entwicklung des Clean Beauty Trends
Von Begriffen wie „clean“ über „organic“ bis hin zu „natural“ findet sich seither eine Vielzahl an verschiedenen Bezeichnungen auf den Etiketten von Produkten in der Kosmetik-Sparte. Jedes Produkt scheint “nachhaltiger”, “natürlicher” und “biologischer” zu sein, als das andere. So richtig klar wird bei diesen Bezeichnungen aber nicht, was sie eigentlich über das Produkt und seine Inhaltsstoffe aussagen. Clean Beauty ist zwar ein Begriff, der mittlerweile weit verbreitet ist, aber einen wirklichen gemeinsamen Konsens, wasdie Definition den Begriffes angeht, scheint es noch nicht zu geben.
Um Euch das Kosmetik-Shopping zu erleichtern, haben wir in diesem Guide zusammengetragen mit welchen gesundheits- und umweltschädigenden Inhaltsstoffen konventioneller Kosmetik einhergeht, wie Clean Beauty hier einen Lösungsansatz bietet und wie man Kosmetik am besten nachhaltig kauft.
Das Dilemma: konventionelle Kosmetik
Wir kennen sie alle, die großen Namen der Kosmetikbranche. Die Verpackung ist ansprechend gestaltet, die Wirkung vielversprechend angepriesen und Empfehlungen findet man auf allen Social Media Kanälen. Das Angebot an Kosmetika in den scheinbar endlosen Regalen der Drogerien ist verlockend. Es ist so einfach und bequem, konventionelle Kosmetik zu konsumieren. Wenn es dann noch günstig ist und super funktioniert, ist es manchmal einfacher, keinen Blick auf die Rückseite des Produkts zu werfen. Immerhin ist das Kleingedruckte der Inhaltsstoffliste sowieso schwer zu verstehen. Gerade bei den Inhaltsstoffen stößt man bei konventioneller Kosmetik jedoch häufig auf einige problematische Punkte. Dies beginnt bereits beim Anbau von Rohstoffen, die in der Kosmetik Verwendung finden. Oftmals werden beim Anbau viele, teils giftige Pestizide eingesetzt, die letztlich im Grundwasser landen. Und auch wenn Pestizide oder Pflanzenschutzmittel häufig nur im Rahmen von kontaminierten Lebensmitteln Beachtung finden, spielen Pestizidrückstände auch in der Kosmetikindustrie eine wichtige Rolle.
Die Inhaltsstoffe
Aber auch zahlreiche synthetische Inhaltsstoffe stehen im Verdacht, unsere Gesundheit potenziell zu gefährden. Viele Deodorants enthalten zum Beispiel Aluminiumsalze, welche die Schweißproduktion hemmen. Auf Dauer sind diese Salze jedoch sehr gesundheitsschädlich; sie gelten als nervenschädigend und reizen die Haut. Auch die Kennzeichnung „Paraffin“ hat sicherlich jede*r schon einmal auf einem Kosmetikprodukt Verpackung gelesen. Hinter dieser einfachen Bezeichnung verbergen sich Kohlenwasserstoffe, die aus Erdöl gewonnen werden. Die Erdölförderung ist jedoch nicht nur schädlich für die Umwelt, sondern sind die daraus gewonnenen Stoffe auch noch giftig.
Aber auch andere Inhaltsstoffe können eine starke Belastung für die Umwelt darstellen: Beispielsweise sind bestimmte UV-Filter in Sonnencremes für Korallen und Fische giftig. Diese sogenannten Stoffe “Octinoxat oder Oxybenzon” tragen zum Ausbleichen der Steinkorallen bei, was teilweise oder vollständig zu deren Absterben führen kann.
Die Umwelt
Das Problem mit Mikroplastikist längst bekannt. Mikroplastik ist einfach überall; von den Produkten, die wir täglich konsumieren, gelangt es schließlich in die Ozeane, landet auf Mülldeponien oder gerät ins Grundwasser – und somit in unseren Körper. Primäres Mikroplastik findet sich vor allem in alltäglichen Pflegeprodukten und Kosmetika: Zum Beispiel als feine Kügelchen in Peelings oder Duschgels. Aber auch in Shampoos, Make-up, Lippenstiften, Sonnenschutzmitteln und vielen anderen Kosmetika ist Mikroplastik zu finden.
Eine übersichtliche Liste aller Inhaltsstoffe in Kosmetika ,inklusive Hinweise, auf welche davon beim Kauf von Produkten besonders geachtet werden und welche besser vermieden werden sollten, findet Ihr hier.
Leider sehen wir in den Regalen nur das Endprodukt stehen, über Herstellungsprozesse wird sich meistens keine Gedanken gemacht.. Dabei ist gerade das Thema Tierversuche in der Kosmetikindustrie längst kein behütetes Geheimnis der Industrie mehr.
Die Tierversuche
Im Rahmen von Tierversuchen werden bestimmte Chemikalien auf die Haut von Meerschweinchen, Ratten und Mäusen aufgetragen. Dadurch soll erkannt werden, wie diese auf die Inhaltsstoffe reagieren. Obwohl die meisten Marken innerhalb der EU mittlerweile durchaus anstreben, Tierversuche zu vermeiden, gestaltet sich dies anders für Marken, die ihre Produkte nach China liefern. Dort dürfen Kosmetika nur dann an Verbraucher*innen verkauft werden, wenn sie zuvor an Tieren getestet wurden. Das Problematische daran: Häufig bezeichnen sich Marken auch dann offiziell als cruelty free, wenn sie Produkte nach China verkaufen. Immerhin machen sie die Tierversuche nicht freiwillig und sind innerhalb der EU cruelty-free, so das Argument von einigen Herstellern.
Letztlich muss jeder für sich selbst entscheiden, welche Anforderungen er an die Inhaltsstoffe eines Produkts stellt. Wer mehr über das Thema Tierversuche erfahren möchte, dem können wir dieses Video empfehlen.
Der Lösungsansatz: Clean Beauty
Über Naturkosmetik gibt es auch heute noch viele Vorurteile. Die Inhaltsstoffe seien nur aromatische Öle, sie wirke nicht so gut wie konventionelle Produkte, sie sieht öko aus und ist schwer zu finden. Wer sich aber tatsächlich einmal mit Clean Beauty beschäftigt, stellt fest, dass es inzwischen eine sehr große Palette an Naturkosmetik-Produkten gibt. Diese hat optisch nicht nur rein gar nichts mehr mit “Öko” zu tun, sondern steht auch in Sachen Wirkung herkömmlichen Produkten in nichts nach. In Sachen Inhaltsstoffe ist sie herkömmlicher Kosmetik zudem weit überlegen
Die meisten Problematiken, welche im Absatz zuvor an konventioneller Kosmetik angemerkt wurden, können nicht auf Naturkosmetik übertragen werden.
Naturkosmetik setzt auf natürlich nachwachsende Rohstoffe, die meist pflanzlichen Ursprungs sind, die Umwelt nicht belasten und für einen schonenden Umgang mit unseren Ressourcen stehen. Und das nicht nur was die Gewinnung der Rohstoffe und den Herstellungsprozess betrifft, sondern auch die Verpackung und die biologische Abbaubarkeit des Produkts. Der „Clean“-Aspekt in Clean Beauty umfasst den biologischen Anbau ohne schädliche Pestizide von Rohstoffen, über den Verzicht auf toxische Inhaltsstoffe bis hin zum Einsatz von Mikroplastik..
Um dies sicherzustellen, werden alle Produkte sowie der Ablauf der Herstellung kontinuierlich auf Qualität kontrolliert. Denn Hersteller von zertifizierter Naturkosmetik müssen sich an die Standards der Naturkosmetik-Siegel halten, welche über die gesetzlichen Anforderungen für Kosmetika hinausgehen.
Da die Begriffe” Naturkosmetik” oder “Biokosmetik” jedoch nicht rechtlich geschützt sind, ist es ratsam, sich nicht auf Werbeversprechungen zu verlassen, sondern die Kaufentscheidung an Naturkosmetik Siegeln zu orientieren.
Clean Beauty vs. konventionelle Kosmetik: die drei wichtigsten Unterschiede
Die Unterschiede zwischen den beiden konträren Ansätzen in der Kosmetikindustrie werden besonders deutlich, wenn man die Unterschiede in Kategorien vergleicht:
1. Die Inhaltsstoffe
- Inhaltsstoffe auf Erdölbasis, Silikone und PEGs werden in konventionellen Kosmetikprodukten häufig als Schaumbildner eingesetzt. Synthetischer Alkohol, hormonhaltige Stoffe sowie viele weitere problematische Inhaltsstoffe gelangen somit auf und in unsere Haut.
- In Naturkosmetikprodukten werden hingegen nur wenige chemisch hergestellte Stoffe eingesetzt, wie etwa einige Pigmente und naturidentische Konservierungsmittel.
2. Die Umwelt
- Problematische und toxische Inhaltsstoffe in konventioneller Kosmetik gelangen zunächst im Abwasser und dann in unsere Gewässer, wo sie Flora und Fauna verschmutzen. Die Verwendung von Mikroplastik innerhalb von Produkt-Formulierungen sowie nicht-abbaubaren Kunststoffen als Verpackung für Kosmetika belastet die Umwelt zusätzlich.
- Naturkosmetik hingegen muss überhaupt verschiedene Bedingungen erfüllen, um als solche bezeichnet werden zu können. Grundvoraussetzungen sind eine faire und umweltschonende Produktion, sowie der Verzicht auf bestimmte, nicht biologisch abbaubare Rohstoffe. Darüber hinaus verwenden viele Naturkosmetikmarken Glas als Verpackungsmaterial oder Alternativen zu Plastik, die biologisch abbaubar oder recycelbar sind.
3. Die Tierversuche
- Tierversuche werden häufig bei konventioneller Kosmetik durchgeführt, unter anderem immer dann, wenn Produkte nach China exportiert werden.
- Für Naturkosmetik gelten enorm strengere Tierversuchs-Verbote als gesetzlich vorgeschrieben.
Um Verbraucher*innen in Deutschland die Orientierung bei Naturkosmetik zu vereinfachen, kann bei der Auswahl auf bestimmte Siegel geachtet werden. Wer sicherstellen will, dass es sich bei einem Produkt oder Label tatsächlich um Clean Beauty handelt, sucht nach den Siegeln “NATRUE”, “COSMOS-Standard” oder “demeter” auf Produktverpackungen.
Vorsicht vor Greenwashing
Nicht alles, was die Begriffe “Grün” oder “Öko”etc. beinhaltet, ist auch wirklich nachhaltig und natürlich. Mit dem in den letzten Jahren immer populärer werdenden Trend hin zu mehr Umweltfreundlichkeit und sauberen Inhaltsstoffen hat sich auch ein negatives Phänomen entwickelt. Hinter dem sogenannten Greenwashing verbirgt sich die Strategie, mit der einige (auch große) Unternehmen bewusst Desinformationen verbreiten, um grüner zu erscheinen. Dabei muss betont werden, dass Desinformation nicht unbedingt Unwahrheit bedeutet. Manchmal sind die „grünen Behauptungen“ des Unternehmens sogar wahr, aber das Kerngeschäft des betreffenden Unternehmens ist nicht umweltfreundlich. So wird durch leere Marketing Versprechungen von anderen Problemen abgelenkt, die durch ihre Produkte verursacht werden.
Mittlerweile lässt sich ein richtiger Greenwashing-Sturm beobachten. Produkte von Unternehmen sind “naturnaher”, “biologischer” oder “zum Großteil aus natürlichem Ursprung”. Dabei drücken Unternehmen ihren Produkten einen „grünen Stempel“ auf, um somit eine bestimmte Marketingwirkung zu erzielen, und ihre Produkte meist grüner erscheinen zu lassen, als sie tatsächlich sind. Dafür werden häufig gezielt Bilder und Symbole (z. B. Blatt-Symboliken) eingesetzt, die bei Verbraucher*innen einen falschen Eindruck erwecken können. Ob ein bestimmtes Unternehmen Greenwashing betreibt, lässt sich häufig durch eine schnelle Recherche im Internet herausfinden.
Apps wie “Codescanner” und “Yuka” helfen zusätzlich dabei, Inhaltsstoffe zu identifizieren und die Mengen in bestimmte Risikokategorien zu klassifizieren. On-the-go dienen die Apps als hervorragende Orientierungshilfen.
Der einfache Weg die richtige Naturkosmetik zu finden
Gerade wer damit beginnt, sich intensiver mit der Naturkosmetik-Nische auseinander zu setzen, für den kann das Themenfeld gerade zu Beginn – zugegebenermaßen – mit einer Vielzahl an Informationen einher gehen. Auf die ganzen Inhaltsstoffe zu achten, das Label an sich zu beleuchten und dann noch ggf. auf Siegel zu achten – dies kann durchaus etwas Zeit in Anspruch nehmen. Zum Glück gibt es mittlerweile eine Vielzahl an Clean Beauty Onlineshops, die sich genau diesem Problem angenommen haben. Diese arbeiten nämlich für Euch diese Checkliste ab und bieten nur Produkte an, die wirklich gut für Euch und die Umwelt sind. Wer sich also im Anschluss an diesen Artikel etwas inspirieren lassen will, dem können wir diese Seiten nur empfehlen:
Brands, die es zu entdecken gilt
Wissenswertes
- So wichtig ist das Mikrobiom für gesunde Haut
- Mineralische Filter in Sonnencreme
- Die schönsten Naturkosmetik Online Shops
- Naturkosmetik selber machen
Clean Beauty DIY
- Handcreme selber machen
- Naturkosmetik selber machen
- Aloe vera Gel selber machen
- Wiederverwendbare Wattepads nähen
- Leinsamengel selber machen
- Peeling selber machen
- Parfüm selber machen
- Lippenbalsam selber machen
- Kaffeepeeling selber machen
Clean Beauty Brands
- Clean Make Up mit Lichtschutzfaktor
- Nachhaltiger & veganer Nagellack
- Die besten Naturkosmetik Deos
- Naturkosmetik Shampoo
- Festes Shampoo und Haarseife im Test
- Natürliche Haarpflege von Less is More
- Probiotic Skincare von Esse
- Naturkosmetik von HOPERY
Kategorien
- Zero Waste Rasier-Routine: Nachhaltige Rasierer & Co.
- Zero Waste in der Dusche: Festes Duschgel & Co.
- Natürliche Lockenpflege
Clean Beauty Q & A
Frage: Ist Naturkosmetik wirklich gesünder?
Antwort: Ja. Betrachtet man die Inhaltsstoffe zertifizierter Naturkosmetik, so fällt auf, dass unter anderem Mineralöle nicht vorkommen. Das gilt auch für andere problematische Stoffe, die zwar laut europäischer Kosmetikverordnung zugelassen sind, auf die Naturkosmetikhersteller aber verzichten.
Frage: Warum ist Clean Beauty häufig teurer als konventionelle Kosmetik?
Antwort: Die Annahme, dass Clean Beauty teurer ist als konventionelle Naturkosmetik, ist ein weiteres Missverständnis. Denn der Preis eines Kosmetikprodukts setzt sich aus vielen Komponenten zusammen: der („hochwertigen“) Verpackung, dem Marketing, den Logistikkosten, den Rohstoffen, der Menge der produzierten Produkte und vielen anderen Aspekten. Je höher die Qualität der gewählten Inhaltsstoffe ist, desto mehr spiegelt sich dies im Preis wider. Genau wie bei der konventionellen Kosmetik gibt es aber auch bei der Naturkosmetik eine Vielzahl von Marken in unterschiedlichen Preisklassen.
Frage: Wie nachhaltig ist Naturkosmetik?
Antwort: Nachhaltige Naturkosmetik muss verschiedene Bedingungen erfüllen. Grundvoraussetzungen sind eine faire und umweltschonende Produktion, der Verzicht auf bestimmte, nicht biologisch abbaubare Rohstoffe. Darunter zählen Erdöl sowie Silikone, Duft- und Konservierungsstoffe, die weder auf unserer Haut noch in unseren Gewässern landen sollen. Um eine Verschmutzung zu minimieren, werden bei Naturkosmetik auf Plastik und Kunststoff Alternativen gesetzt und beispielsweise Glas genutzt.
Der eigene Beitrag im Clean Beauty Movement
Selbstverständlich kann jeder für sich selbst entscheiden, nach welchen Kriterien er seine Kosmetikprodukte kauft. Bei Clean Beauty gibt es jedoch viele Labels, die durch kontinuierliche Forschung und Innovation versuchen, das Produkterlebnis so natürlich und wirkungsvoll wie möglich zu gestalten. Gleichzeitig finden sie immer neue Wege, um den Planeten bei der Produktion nicht zu sehr zu belasten. Naturkosmetik ist längst nicht mehr nur ein Öko-Label, sondern eine neue Generation von Kosmetik, die nur darauf wartet, entdeckt zu werden.
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