Während Minimalismus in vielen Bereichen unseres Leben langsam Einzug hält, ist der Kleiderschrank oftmals – aufgrund des größeren Aufwands – ein vernachlässigter Teil des Prozesses. Wer nun also beginnt, sich mit dem Thema Minimalismus im Kleidungsbereich zu befassen, sieht sich mit verschiedenen Begriffen konfrontiert: minimalistischer Kleiderschrank, Capsule Wardrobe, 15 Teile/ 30 Tage. Unabhängig von der Begrifflichkeit wird ein minimalistisches Kleiderschrank-Modell oftmals mit der Reduzierung der Klamotten auf eine bestimmte Anzahl an Teilen gleichgesetzt. Ziel eines minimalistischen Kleiderschranks ist es jedoch nicht einfach nur weniger zu besitzen, sondern den eigenen Kleiderschrank durch strategisches Reduzieren zu optimieren. Während wir vor einiger Zeit bereits einen Guide erstellt haben, wie Frauen eine Capsule Wardrobe erstellen können, folgt hier die Anleitung zum möglichen Aufbau eines minimalistischen Kleiderschrankes für Männer.
Erster Schritt: Ausmisten
Ein minimalistischer Kleiderschrank beginnt in einem ersten Schritt mit dem Ausmisten des eigenen Kleiderschranks. Und dem Überblick-verschaffen, welche Teile man überhaupt besitzt. Aus eigener Erfahrung können wir berichten, dass ein Saisonwechsel ein hervorragender Zeitpunkt zum Ausmisten ist, z.B.: Von der Winter- auf die Frühjahrs-Garderobe. Besonders hilfreich kann eine Bestandsaufnahme zu Ende jeder Saison sein. Dabei lässt sich einfach feststellen, welche Kleidungsstücke in der vergangenen Saison getragen wurden und welche schließlich zum aussortieren bereit sind. Zum einfacheren Aussortieren und für mehr Minimalismus im Kleiderschrank, haben wir drei (bewährte) Methoden zusammengefasst:
- Marie-Kondo-Methode: Nach der Methode der japanischen Bestseller-Autorin räumt den Kleiderschrank zunächst komplett aus. In den Kleiderschrank kehren ausschließlich Kleidungsstücke zurück, in denen man sich noch wohlfühlt. Übrig bleiben ausschließlich Stücke, die man wirklich mag oder die einen nostalgischen Wert haben.
- Bügel-Methode: Eine gute Möglichkeit zum Ausmisten kann es zudem sein, zu Beginn einer Saison alle Kleiderbügel verkehrt herum in den Schrank zu hängen. Wird ein Teil getragen, wird der entsprechende Bügel richtig rum gedreht. Zu Ende der Saison wird so auf den ersten Blick klar, welche Teile wirklich getragen werden. Kleidungsstücke, die liegend gelagert werden (beispielsweise T-Shirts oder Pullover), werden falsch herum in den Kleiderschrank gelegt (mit dem Kragen nach vorne).
- “Vielleicht”-Stapel: Für einige wenige Kleidungsstücke, bei denen man sich wirklich unsicher ist, ist auch ein “Vielleicht”-Stapel in Ordnung. Diesen Stapel sollte man getrennt von der anderen Kleidung aufbewahren, um den Überblick zu behalten. Wer auch nach der nächsten Saison nicht auf das Kleidungsstück zurückgegriffen hat, sortiert es aus.
Tauschen, Verkaufen, Verschenken oder Spenden wäre eine nachhaltige Lösung für ausgemistete Kleidungsstücke, für mehr Minimalismus im Kleiderschrank. Heutzutage hat sich Mode aufgrund von Fast Fashion zu einem Wegwerfprodukt entwickelt. Um diesem Trend entgegenzuwirken sowie den Lebenszyklus unserer Altkleider weiterzuführen, finden sich bereits einige Möglichkeiten. Nicht ohne Grund haben sich Online Kleiderkreisel- sowie Tauschplattformen erfolgreich etabliert. Sammelcontainer zum Spenden von aussortierter Kleidung, machen es ebenfalls einfacher denn je die Kleidung loszuwerden, ohne sie wegzuwerfen.
Zweiter Schritt: minimalistischen Kleiderschrank erstellen
Wer nun damit beginnen möchte, seinen Kleiderschrank minimalistischer auszurichten, für den haben wir einen Überblick zusammengestellt, in welche Kategorien man seine Kleidungsstücke sortieren kann.
1. Kurze Oberteile
Kurze Basic-Shirts in schlichten Farben bieten ideale Grundlage für viele Outfits. An warmen Tagen alleine tragbar oder an kühleren Tagen mit Strickjacke, Pullover oder Hemd – Shirts sind vielfältig einsetzbar. Idealerweise wird die Kollektion an Basic-Shirts durch einige Statement-Shirts (wie beispielsweise Print- oder Muster-Shirts) ergänzt.
2. Lange Oberteile
Genauso wie kurze Oberteile, sind lange Oberteile, wie z.B.: Langarmshirts oder Pullover die Basis für kältere Tage. Und auch hier gilt: Am besten wählt man Teile, die gut kombinierbar sind, zusammen mit ein paar Signature-Pieces, egal, ob man nun Pullover, Westen, Sakkos oder Hoodies bevorzugt.
3. Lange Hosen
Neben der klassischen Jeans kann hier auch auf Stoff oder Chinohose zurückgegriffen werden – je nach dem persönliche Stil.
4. Hemden
Sowohl im Alltag als auch für besondere oder feierliche Anlässe ist ein Hemd stets eine gute Wahl. Diese lassen sich vielfach kombinieren sowie casual als auch schick stylen. Neben dem einfarbigen Klassiker kann auch ein Hemd aus Jeans oder Cord ein ideales Statement-Piece in dieser Kategorie darstellen. Deswegen sollten sie sich auf alle Fälle reichlich in jedem Kleiderschrank vorhanden sein.
5. Formal Wear
Wer im Business täglich Anzug trägt, sollte sich hier unbeirrt für eine größere Anzahl an Optionen entscheiden. Für den Rest gilt: Am besten wählt man schlichte, zeitlose Teile, die gut kombinierbar sind.
6. Signature-Pieces
Neben Basics sollten auch Signature-Pieces unbedingt Teil des Kleiderschranks sein, diese machen den eigenen Stil aus. Eine aufregende Vintage-Jacke, besondere Materialien oder einen speziellen Print – Der Kleiderschrank soll zwar minimalistisch aber nicht langweilig sein. Ein Verhältnis von ¾ gut kombinierbaren Basics und ¼ Signature-Pieces ist zu empfehlen.
7. Layering
Layering wäre vor allem dann ein sehr guter Lösungsansatz, wenn man nicht viele Teile besitzt. So können Hemden offen getragen schnell zur Jacke umfunktioniert oder ein Anzug-Sakko mit einer Jeans alltagstauglich gestylt werden. Zudem wird ein ganz spezieller sowie außergewöhnlicher Look geschaffen. Beim Layering geht es darum, unterschiedlich lange Kleidungsstücke zu kombinieren und zu schichten. Die Teile werden jedoch offen getragen, damit die einzelnen Lagen auch zu sehen sind.
Neben der Auswahl spezieller Pieces, spielt auch die Wahl der richtigen Farbpalette eine wichtige Rolle. In einem minimalistischen Kleiderschrank für Männer sollten sich deswegen vor allem Farben wiederfinden, die sich gut miteinander kombinieren lassen. So lassen sich gleich mehrere Teile miteinander tragen. Hilfreich ist es speziell dann, wenn 3-5 Grundfarben vorkommen. Denn diese harmonieren untereinander sowie mit Akzentfarben.
Zusätzlich zur passenden Farbwahl, sollten sich ebenso verschiedenen Materialen sowie Stoffe der Kleidungsstücke in einem minimalistischen Kleiderschrank befinden. Diese setzen Highlights beim stylen eines Outfits. So sehen auch komplett einfarbige Looks gut aus.
Unabhängig davon, welche Teile in den ganz persönlichen minimalistischen Kleiderschrank einziehen dürfen, geht es also nicht primär um das Reduzieren, sondern viel mehr um das Optimieren der eigenen Gaderobe. Denn wessen Schrank ausschließlich aus Teilen besteht, die man wirklich gerne mag und die hervorragend miteinander kombinierbar sind, wird in Zukunft eine Menge Zeit und Nerven bei der morgentlichen Kleidungswahl sparen, bewusstere Kaufentscheidungen treffen und eine Menge unnötigen Ballast aus dem Leben entfernen. Bereits ein sortierter Kleiderschrank, in dem sich nur mehr Teile befinden, die ein gutes Gefühl auslösen, kann zu einem positiveren sowie ausgeglichenerem Lebensgefühl verhelfen. Die Bewusste Kleiderwahl sowie das reflektierte Konsumverhalten ist ein Zeichen gegen Fast Fashion. Jeder kann somit einen ziemlich simplen Teil in Richtung mehr nachhaltiger Fair Fashion beitragen.
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