Wer sich mit dem Thema Minimalismus und fairer Mode beschäftigt, stolpert zwangsläufig früher oder später über den Begriff “Capsule Wardrobe”. Wer nun beginnt zu googlen, erhält viele, wenn auch oft unbefriedigende Ergebnisse: Denn oftmals wird das Erstellen einer Capsule Wardrobe mit der Reduzierung der Klamotten auf eine bestimmte Anzahl an Teilen erklärt. “Je weniger, desto besser”, scheint das Motto zu sein.
Dabei geht es bei einer Capsule Wardrobe nicht unbedingt darum so wenig Kleidung wie möglich zu besitzen, sondern den eigenen Kleiderschrank durch strategisches Reduzieren zu optimieren. Was auf der Strecke bleibt? All die überflüssigen, unliebsamen und unvorteilhaften Teile, von denen man sich in Wirklichkeit schon längst hätte trennen sollen. Sowie all die “für-alle-Fälle”-Teile, wie die “Hose, die man mal zu malen anziehen kann”, das “Kleid, das immerhin noch für Fasching taugt” oder das “schlecht sitzende, bauchfreie Oberteil mit Fransen”, bei dem man sich ständig fragt, für welche Gelegenheit man dies eigentlich angeschafft hat.
Bewusster konsumieren durch eine Capsule Wardrobe
Hat man erstmal einen guten Überblick, welche Teile man schon besitzt, konsumiert man in der Folge auch bewusster. Denn: Sollte der neueste Trend nicht zur Capsule Wardrobe und dem persönlichen Stilempfinden passen, kann man auch getrost darauf verzichten. Und auch was Neuanschaffungen betrifft, ist die Capsule Wardrobe hilfreich. Ist diese nämlich optimal für das eigene Leben und Stilempfinden ausgestaltet, wirst man nur noch dann neue Teile kaufen, wenn bestehende bereits kaputt sind!
Capsule Wardrobe – Ein System aus den 70ern
Zurück geht das Prinzip der Capsule Wardrobe auf Susie Faux, einer Boutique-Besitzerin aus London. Sie hat den Begriff bereits in den Siebzigern in der Modeindustrie bekannt gemacht. Geprägt wurder der Begriff schließlich vor allem von der Modedesignerin Donna Karan, die eine Kollektion mit sieben verschiedenen miteinander kombinierbaren Teilen launchte und das Capsule Wardrobe-Prinzip international bekannt machte. Erneuten Aufwind erhielt die Capsule Wardrobe dann durch die Bloggerin Courtney Carver, die 2010 mit ihrem Project 333 zeigte, wie sie mit nur 3×33 Kleidungsstücken in jeder Saison (beruflich und privat!) gut angezogen war.
Capsule Wardrobe erstellen
Doch: Wie erstellt man eine persönliche Capsule Wardrobe? Wie findet man heraus, welche Teile so richtig gut zu einem passen? Und wie viele Teile erscheinen sinnvoll? In unseren Breitengraden (mit vier verschiedenen Jahreszeiten), erscheint eine Aufteilung in zwei verschiede Capsule Wardrobes in jedem Fall sinnvoll. Eine Garderobe für Frühling und Sommer mit allen Essentials für warme Temperaturen sowie eine zweite für Herbst und Winter, mit allen Essentials für die kalte Jahreszeit. Je nach Saison können die nicht benötigten Sachen dann weggeräumt werden – das schafft einen besseren Überblick.
Da die Capsule Wardrobe nicht aus Neuanschaffungen erstellt wird, sondern aus Teilen, die man bereits besitzt, gilt es zunächst mal (im Marie-Kondo-Style) den Kleiderschrank komplett (!) auszuräumen, sich alle Teile genau anzusehen und sich zu fragen, ob dieses Kleidungsstück Teil der Capsule Wardrobe werden soll. Wer intuitiv keine besondere Emotion beim Blick auf einzelne Kleidungsstücke hat, dem helfen folgende Fragen weiter:
- Stehen mir Farbe, Schnitt und Passform gut?
- Habe ich dieses Kleidungsstück mehr als drei mal getragen in den letzten drei Monaten?
- Würde ich es wieder kaufen, wenn ich es noch nicht bereits hätte?
Nach dem Ausmisten
Beantwortet man eine Frage mit Nein, darf das Kleidungsstück auf den Weggabe-Stapel für Oxfam oder andere Hilfsorganisationen. Für fünf Kleidungsstücke, bei denen man sich wirklich unsicher ist, ist auch ein “Vielleicht”-Stapel in Ordnung. Diesen Stapel sollte man in einer extra Schublade aufbewahren (sollte man die sich dort befindlichen Kleidungsstücke auch nach weiteren drei Monaten nicht vermisst haben, dürfen auch diese abgegeben werden).
Damit der Kleiderschrank nach dem Ausmisten nicht nur aus aus gut kombinierbaren Basics besteht (denn das sind die Teile, die im Alltag am häufigsten zum Einsatz kommen) empfiehlt es sich, darauf zu achten, dass ein Viertel Deiner Capsule Wardrobe aus ganz besonderen Signature-Pieces besteht. Diese Statement-Pieces mit besonderen Farben, Schnitten oder Materialien werten das Outfit optisch auf und geben ihm eine persönliche Note.
Ein schöner Side-Effect, den man immer wieder beim Erstellen einer Capsule Wardrobe beobachten kann: Wenn man nur noch Teile besitzt, die einem wirklich stehen und die man mit Freude trägt, wird dieser Stil auch für andere sichtbar.
Überblick zu den Kleidungsstücken für die Capsule Wardrobe:
Bevor man sich nun eifrig ans Kuratieren seiner eigenen Capsule Wardrobe macht, wollen wir hier noch einen Überblick bieten in welche Kategorien man seine Kleidungsstücke zum Erstellen einer Capsule Wardrobe sortieren kann.
1. Kurze Oberteile
Kurze Basic-Oberteile bieten eine gute Grundlage für viele Outfits, ob an warmen Tagen alleine tragbar, an kälteren Tagen mit Weste oder Blazer. Im Idealfall entscheidet man sich für ¾ klassische Oberteile und ¼ wilde Statement-Oberteile (von Leo-Look bis asymmetrischer Schnitt – bei Signature-Pieces ist alles erlaubt).
2. Lange Oberteile
Genauso wie kurze Oberteile, sind lange Oberteile, wie z.B.: lange Blusen oder Pullover die Basis kältere Tage. Und auch hier gilt: Am besten wählt man Teile, die gut kombinierbar sind, kombiniert mit ein paar Signature-Pieces, egal, ob man nun Pullover, Westen, Blazer oder Hoodies bevorzugt.
3. Lange Hosen
Bei einer Hose für den Alltag denken viele automatisch an Jeans. Passt jedoch eine schicke Marlene- oder enge Stoffhose besser zum persönlichen Stilempfinden, sollte man sich unbeirrt hierfür entscheiden.
4. Röcke
Für besondere oder feierliche Anlässe ist ein Rock stets eine gute Wahl. Er ist wesentlich kobinationsreicher als ein Kleid und dabei nicht weniger schick. Falls ein Rock nicht zum eigenen Stil passt, kann man auch auf eine weite Culotte zurückgreifen.
5. Signature-Pieces
Signature-Pieces sollten unbedingt Teil der Sammlung sein, diese machen den eigenen Stil aus. Asymetrische Schnitte, besondere Materialien oder eine aufregende Vintage-Jacke – Eine Capsule Wardrobe soll zwar minimalistisch aber nicht langweilig sein. Ein Verhältnis von ¾ gut kombinierbaren Basics und ¼ wilden Signature-Pieces ist zu empfehlen.
6. Combination is Key
Wer wenige Teile besitzt, muss manchmal erfinderisch werden: Combination is your Super-Power. So wird das Sommerkleid mit einem Pulli drüber schnell zu Winter-Rock, ein buntes Tuch zum Kimono oder ein leichtes Sommerkleid unter einem Rock zum kurzen Oberteil.
Hat man seine Capsule Wardrobe erst mal erstellt kann man sich durchaus mit einem kritischen Blick fragen, ob für die ideale Kombinierbarkeit ein oder zwei Essentials fehlen. Hat man zum Beispiel Westen oder Blazer gewählt, ist ein einfach zu kombinierendes Shirt oder eine Bluse wichtig, damit man verschiedene Tragemöglichkeiten hat.
Sollte man hier wirklich auf Lücken stoßen, empfehlen wir auch hier bewusst zu kombinieren und nicht auf Fast Fashion zurückzugreifen, sondern ganz gezielt auf Fair Fashion oder Secondhand. Denn: Wenn man nur noch wenige Teile besitzt, sollten diese auch von wirklich guter Qualität sein und es kann auch auf gute Arbeitsbedingungen für die Hersteller geachtet werden.
Falls Du hier aktuell noch Inspiration suchst, findest Du hier unsere Beiträge “So kaufst du Mode aus zweiter Hand” oder “Nachhaltige Bademode”.
10 Kommentare
Nice post!
Super infos, danke!
Vielen lieben Dank für das positive Feedback!
Herzliche Grüße, Sophia vom FREE MINDED FOLKS – Squad
Besten Dank fuer die wertvollen Infos
Lieber Walter,
vielen lieben Dank für das positive Feedback!
Herzliche Grüße, Sophia vom FREE MINDED FOLKS- Squad
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