Der Großteil von uns trinkt täglich Kaffee und wer keinen Kaffee trinkt, greift meistens zu einer heißen Tasse Tee. Und da nicht alle von uns am Morgen Zeit haben ihr Guten-Morgen-Getränk in einem gemütlichen Café oder entspannt zu Hause zu genießen, kommt schnell der To-Go Becher vom Bäckerladen ums Eck zum Einsatz. Allerdings ist uns allen bewusst, dass diese Einmal-Becher und ihre Plastik-Aufsätze nicht besonders umweltfreundlich oder gar ressourcenschonend sind.
Florian Pachaly und Fabian Eckert haben dieses Problem erkannt und im Herbst 2016 RECUP gegründet. Wer RECUP noch nicht kennt: RECUP ist ein Mehrweg-Pfandsystem für Coffee-to-go-Becher. Wie es dazu kam und welche Herausforderungen sie bei der Gründung zu meistern hatten, haben wir Fabian gefragt.
Schnell war klar „das funktioniert!“.
Wir lieben Kaffee, aber auch uns machen die vielen Wegwerf-Kaffeebecher unglücklich. Wie entstand die Idee zu RECUP?
Die Idee für ein Pfandsystem hatten Florian und ich unabhängig voneinander im Studium. Uns beide störte der unverhältnismäßig hohe Verbrauch von Einwegbechern. Vernetzt wurden wir dann von Julia Post, die mit der Initiative „Coffee to go again“ bereits politisch auf das Thema aufmerksam gemacht hat. Um eine flächendeckende Variante des Systems testen zu können, starteten wir dann im November 2016 erstmal mit Prototyp-Bechern ein Pilotprojekt in Rosenheim mit den ersten 26 Bäckereien und Cafés. Schnell war klar „das funktioniert!“. Das Team wuchs um einen Entwickler, eine Designerin und erste Vertriebs-Unterstützung an, die Marke und die Becher wurden neu entwickelt, eine Web-Plattform aufgesetzt und erste Partner in München angebunden. Im Mai 2017 ging es dann richtig los und RECUP startete offiziell mit 50 Partnern in München – heute sind es deutschlandweit schon mehr als 1550 Partner.
Mit einer tollen Idee ist es aus eigener Erfahrung leider nicht getan. Was waren die größten Schwierigkeiten bei der Gründung? Gibt es etwas, was erstaunlicherweise ganz einfach ging?
An sich ist jeder erste Schritt natürlich erstmal schwierig – auch bei einer Gründung. In unserem Fall hatten wir echt viel Glück, was die Medienaufmerksamkeit betrifft, was für den Start natürlich super war. Sicher auch, weil das Thema „Müll“ seit letztem Jahr immer mehr Präsenz in den Medien findet. Die Leute setzen sich aktiv damit auseinander und suchen nach Lösungsmöglichkeiten.
Davon abgesehen hatten wir mit den selben Thematiken zu tun, die vermutlich alle kennen, die ein neues Unternehmen gründen: Man muss firmeninterne Strukturen aufbauen, die Finanzierung planen und – am wichtigsten – Mitarbeiter*innen finden, die motiviert sind, ein solches Projekt mit aufzubauen!
Was waren die größten Learnings beim Aufbau von RECUP? Was würdet Ihr im Nachhinein anders machen?
Das aller Wichtigste: So schnell wie möglich mit einer Idee an den Markt gehen. So konnten wir sehr schnell sehr viel lernen. Das Feedback der Kunden hat uns geholfen, unsere Prozesse zu verbessern und bedürfnisorientierter vorzugehen.
Und eines der wichtigsten Learnings: Arbeite nur mit Menschen zusammen, bei denen du ein gutes Baugefühl hast und verlass dich auf deinen Instinkt. In der Gründungsphase ist es besonders wichtig nur mit Menschen zusammenzuarbeiten, die ins Team passen und die mit dem gleichen Engagement an der Weiterentwicklung einer Idee arbeiten.
Gründen ist nicht gleich Gründen. Was macht Gründen im Nachhaltigkeitsbereich Eurer Meinung nach besonders schwierig?
Aus finanzieller Sicht ist es für ein Startup anfänglich insofern schwierig, da nachhaltigere Lösungsansätze im Vergleich oft teurer sind. Das kann man am Beispiel von Druckkosten ganz gut sehen. Billiganbieter sind hier natürlich sehr viel günstiger als Umweltdruckereien – bis zu zehn mal sogar. Uns war es aber wichtig, dass Thema der Nachhaltigkeit nicht nur nach außen zu tragen, sondern auch wirklich umzusetzen. Als wir RECUP gegründet haben, war klar: Geld und die reine Erwirtschaftung von Gewinnen stehe nicht im Vordergrund, ist aber auch ein klares Ziel des Unternehmens. Wir wollen beweisen, dass man auch mit einem nachhaltigen Geschäftsmodell Geld verdienen kann/darf. Letztendlich geht es darum, die richtige Balance zwischen ökologischer, ökonomischer und sozialer Nachhaltigkeit zu finden.
Und: Wir sehen im Bereich Nachhaltigkeit einen klaren Wettbewerbsvorteil, auch, weil das Thema immer wichtiger und medial immer präsenter wird.
Privat verzichten wir auf Dinge wie Strohhalme, Einwegverpackung und Plastiktüten.
Wie geht Ihr privat mit den Themen Nachhaltigkeit und Zero Waste um? Beschränkt Ihr Euch erstmal auf den Kaffee oder versucht Ihr auch in anderen Bereichen Müll zu vermeiden?
Unsere Becher produzieren und recyceln wir im Allgäu, wir kochen gemeinsam frisch und fast alle kommen mit dem Fahrrad oder den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Arbeit.
Generell versuchen wir und auch das ganze RECUP-Team das Thema Nachhaltigkeit fest im Alltag und auch im Büro zu verankern. Privat verzichten wir auf Dinge wie Strohhalme, Einwegverpackung und Plastiktüten. Wir achten auf den Kauf von lokalen Produkten und konsumieren wenn möglich saisonal und bio. Mittlerweile gibt es viele tolle Mehrweglösungen und andere Alltags-Helferlein, die nachhaltigen Konsum unterstützen.
Man muss aber auch sagen, dass man nicht von Anfang an alles richtig machen kann. Nachhaltigkeit ist ein vielschichtiges Thema und je mehr man sich damit beschäftigt, desto mehr hinterfragt man auch – ein anhaltender Veränderungsprozess eben.
Was ist Euer Plan für die Zukunft? Gibt es bald mehr Produkte von Euch, die gegen das Wegwerfsystem revolutionieren?
Natürlich ist uns bewusst, dass das Thema nicht beim Kaffeebecher aufhört. Wir haben sehr viele Ideen und denken weiter in die Zukunft. Für den Moment sind wir aber super glücklich, dass sich die Nachfrage nach dem Pfandbecher positiv entwickelt und konzentrieren uns darauf, das Pfandnetz für Coffee-to-go weiter auszubauen und weiterzuentwickeln. Alles Weitere werden wir dann sehen!
Bilder (C) Recup
Mehr Infos zu RECUP und welche Partner bereits dabei sind, erfahrt Ihr auf der RECUP-Homepage.
Lust auf weitere Interviews? Spannend fanden wir auch das Interview mit Hannah vom Ohne Laden, die einen verpackungsfreien Supermarkt in München betreibt oder mit Paul von soulbottles.
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