Kaum ein Thema war in den letzten Wochen so präsent im öffentlichen Diskurs wie Überfischung. Zumindest in der Nachhaltigkeits-Instagram-Blase. Immer wieder betrachteten wir die kontrovers diskutierten Debatten sowie die präsentierten Lösungswege und versuchten uns selbst eine Meinung zu dem Thema zu bilden. Wie so oft, war das gar nicht so leicht. Es wird ein eher düsteres Bild gezeichnet und viele schockierende Bilder gezeigt – richtigerweise. Die Situation der Meere sowie ihrer Nutzung und ihrer Bedeutung für uns Menschen ist vielschichtig und komplex – und ebensowenig gibt es eine einfache Lösung. Welche Konsequenzen man aus der Debatte zieht, kann jeder nur für sich selbst beantworten. Wir haben beschlossen, uns gegen jeglichen auferlegten Druck einer klaren Antwort zu sträuben, um uns auf den Schnittpunkt der Debatte zu konzentrieren. Denn alle sind sich einig: ein intaktes Meeresökosystem ist unerlässlich für die Widerstandsfähigkeit gegen den Klimawandel. Daher müssen dringend Schritte unternommen werden, um dieses zu stärken und intakt zu halten. Welche Auswirkungen Überfischung auf den Klimawandel hat, was dies für das Meeresökosystem bedeutet und was der Temperaturanstieg der Meere damit zu tun hat, sind wir auf den Grund gegangen [Anzeige].
Folgen des Klimawandels für das Meeresökosystem
Hauptverursacher des gegenwärtigen Klimawandels ist die steigende Konzentration von Treibhausgasen, wie beispielsweise CO2, in der Atmosphäre. Diese führen zu einem Temperaturanstieg der Luftschichten nahe der Erdoberfläche. Durch diesen Anstieg erwärmt sich auch das Wasser, CO2 löst sich im Wasser auf und führt zu einer Versauerung der Meere. Die weitreichenden Folgen für das Meeresökosystem sind allgegenwärtig:
Veränderung der Meeresströme
Durch die Erwärmung des Meeres in Folge des Klimawandels verändern sich auch die Meeresströme. So gelangt mittlerweile subtropisches (warmes) Wasser in die Arktis und fördert dort die Gletscherschmelze. Die veränderten Meeresströme bewirken eine zunehmende Veränderungen im Golfstrom, der wesentlich das Klima in Europa bestimmt. . .
Anstieg des Meeresspiegels
Erwärmtes Wasser als Folge des Klimawandels wirkt sich in doppelter Sicht auf den Anstieg des Meeresspiegels aus: Zum einen lassen das zunehmende Schmelzen der Eismassen aus Gebirgsgletscher und Eisschilden Grönlands sowie der Arktis, den Meeresspiegel steigen. Zum anderen dehnt sich das erwärmte Meerwasser aus und hebt den Meeresspiegel zusätzlich.
Veränderungen des Wetters
Die Temperatur des Ozeans ist elementare Stellschraube in Bezug auf Wetter und Klima. So treten beispielsweise Wetterextreme wie Wirbelstürme oder Starkregen verstärkt als Folge der Erwärmung der Meere auf. Besonders stark lässt sich dieses Phänomen anhand des Atlantiks beobachten: hier sorgen erwärmte Meeresströmungen für ein erhöhtes Auftreten von Hurrikans.
Abwandern von Fischen in kühlere Gewässer
Einzelne Fischarten wandern in kühlere Meeresgebiete ab, wenn sich das Meer in dessen Verbreitungsgebiet zu stark erwärmt. Solche augenscheinlich geringen Veränderungen können weitreichende Veränderungen für die Abläufe des betreffende Meeresökosystem haben, beispielsweise auf Nahrungsbeziehungen oder räumliche Konkurrenz. Zudem setzt die Erwärmung des Meeres Fischbestände unter Druck. So lässt sich mittlerweile beobachten, dass einige Bestände infolge des Klimawandels schrumpfen. Zusätzlicher Druck entsteht durch die Überfischung von Beständen. Jene Bestände, die eine gesunde Größe haben, also nicht überfischt sind, können sich den Folgen des Klimawandels besser widersetzen als überfischte.
Kontrollierte Fischerei als ein erster Schritt
Der Klimawandel und dessen Folgen sind einer von mehreren Stressfaktoren für Meere, welche unter anderem durch Überfischung und Verschmutzung bereits unter Druck gesetzt wurde. Dass sich das Meeresökosystem an die Veränderungen anpasst, kann nur gelingen, wenn es insgesamt intakt und stabil bleibt. Daher ist die Umstellung des Fischerreisektors auf kontrollierten, nachhaltigen Fischfang der erste Schritt für die langfristige Erhaltung eines intakten Meeresökosystems und damit für dessen Wiederstandsfähigkeit gegen den Klimawandel. Der MSC (Marine Stewardship Council), eine gemeinnützige, internationale Organisation, kämpft entschieden gegen die Überfischung von Beständen und setzt sich für nachhaltigen Fischfang sowie den Schutz der Meere ein. Um dies zu gewährleisten, hat die NGO das MSC-Siegel, das weltweit strengste Umweltsiegel für Wildfisch, eingeführt. Unabhängige Gutachter bewerten die Fischereibetriebe auf Umweltkriterien wie das ausschließliche Befischen von jenen Beständen, die nicht überfischt sind, die Minimierung von Beifang sowie Intakthalten des Meeresbodens. Der MSC-Rückverfolgbarkeits-Standard stellt zudem sicher, dass alle Stationen der Lieferkette zertifiziert sind und sich für nachhaltigen Fischfang einsetzen. So können Verbraucher*innen sicher sein, dass ihr Fisch vom Kühlregal bis zu einer nachhaltigen Fischerei rückverfolgbar ist. Mehr über die Philosophie des MSC hat uns Andrea im Interview erzählt.
Dieser Artikel ist in freundlicher Zusammenarbeit mit MSC entstanden. Vielen Dank!