2011 von Jakob, Simon und Florian gegründet, ist Polarstern mittlerweile als nachhaltiger Energieversorger Vorreiter. Das Unternehmen bietet nachhaltige und klimaneutrale Lösungen für Strom- und Gasverbrauch und wurde mehrfach als „Innovativstes Unternehmen in Deutschland“ ausgezeichnet.
Und weil der Klimaschutz nicht nur gute Ideen, sondern uns alle braucht, ermöglichen Sie mit Polarstern den Wechsel zu Ökostrom und -gas ganz einfach in nur wenigen Minuten auf ihrer Webseite. Überdies ist Polarstern Teil der Gemeinwohl-Ökonomie, die nicht nur den Energiemarkt selbst, sondern die Wirtschaft insgesamt verändern will. So haben ökologische sowie soziale Aspekte ebenso großes Gewicht wie ökonomische.
Heute im Interview: Co-Founder Florian Henle, der über Ökostrom sowie die Herausforderungen auf dem – von großen Energieversorgern dominierten – Markt erzählt, und kleine Einblicke in die Zukunft von Polarstern gibt.
Es war Zeit – es musste sich etwas ändern, für uns persönlich und im Energiemarkt
Du hast Polarstern gemeinsam mit Jakob und Simon 2011 gegründet. Was hat Euch damals dazu bewegt einen neuen Ökostrom-Anbieter zu gründen? Was ist die Vision dahinter?
Es war Zeit – es musste sich etwas ändern, für uns persönlich und im Energiemarkt (Notiz: Wenige Monate zuvor ereignete sich das Fukushima-Unglück). Das war das uns damals prägende Gefühl. Wir wollten unsere Arbeitszeit für etwas Sinnvolles einsetzen, etwas mit Zukunft. Es war eine persönliche Umbruchsituation, in der wir uns kennengelernt haben. Wir haben alle drei zuvor im Energiemarkt gearbeitet oder familiäre Beziehungen dazu gehabt. Das verbindet uns und in der Auseinandersetzung mit unseren Zielen wurde klar: Wir wollen mit Energie die Welt verändern.
Ursprünglich wolltet Ihr das erste vollständige Ökogasprodukt an den Markt bringen. Mittlerweile agiert Polarstern bundesweit als Energieversorger. Wie kam es zu diesem Wechsel?
Der Zufall ist „schuld“. Im Ernst, eigentlich wollten wir gar keinen Energieversorger gründen. Wir hatten ein 100% Ökogasprodukt entwickelt, das wir über bestehende Energieversorger auf den Markt bringen wollten. Doch diese zögerten. Wir hörten Sätze wie: „Wissen Sie, Herr Henle, wir gehen mit der Zeit, nicht vor der Zeit.“ Und das öffnete uns die Augen: Um wirklich etwas zu verändern, müssen wir neuen Wind in den Energiemarkt bringen. Und so gründeten wir Polarstern – ein Social Business im Energiemarkt, das ausschließlich auf 100% Ökoenergie setzt – ohne Kompromisse.
Gründen ist nicht gleich Gründen. Was macht Gründen im Energiesektor Eurer Meinung nach besonders schwierig? Gibt es Besonderheiten in dem von großen Energiekonzernen dominierten Sektor?
Es ist, wie Du sagst, ein Markt mit großen Playern und festgefahrenen Strukturen. Gleichzeitig hat jeder Haushalt Strom. Ohne, dass er etwas machen muss, ist er in der Grundversorgung. Der Handlungsdruck, einen Energieversorger zu wechseln, ist also gering. Und wenn, ist er oft preislich getriggert – weil man sparen will. Der Öko-Aspekt als Wechselgrund nimmt mit der Klimakrise und dem Bewusstsein für den Einfluss erneuerbarer Energien zwar zu, aber es ist eine Entwicklung, die in vielen Bereichen noch in den Anfängen steckt. Denk nur mal ans Heizen oder an den Verkehr. Auch die großen Energiekonzerne springen auf den Zug auf und polieren ihr Image mit Ökoangeboten. Hier den Unterschied zu machen und aufzuklären, was echte Ökoenergie kennzeichnet, ist eine Herausforderung. Ein bisschen wie David gegen Goliath. Aber es ist eine Herausforderung, die es wert ist. Wir brauchen dringend mehr erneuerbare Energien und müssen CO2 sparen. Jetzt und nicht irgendwann. Als werteorientiertes Social Business setzen wir Impulse im Markt, bringen Unruhe rein und bewirken damit Veränderung, die es für eine echte Transformation braucht.
Wenn man aus vermeintlichen Fehlern etwas lernt, waren sie ja doch fast immer für etwas gut.
Was waren die größten Learnings beim Aufbau des Unternehmens? Was würdet Ihr im Nachhinein anders machen?
Du wächst nur mit einem Team. Einem Team, in das jeder seine individuellen Stärken einbringt, das verschiedene Charaktere schätzt und das durch gemeinsame Ziele verbunden ist. Hast du das richtige Team, kannst du richtig viel bewirken. Wir wachsen organisch. Sind aktuell bei rund 40 Mitarbeiter*innen und werden als ernstzunehmende Wettbewerber im Energiemarkt betrachtet, in dem Konzerne mit mehreren hundert Mitarbeitern aktiv sind. Was wir anders machen würden? Rückblickend ist es ehrlich gesagt immer einfach zu sagen, das würde ich anders machen. Wenn man aus vermeintlichen Fehlern etwas lernt, waren sie ja doch fast immer für etwas gut. So haben wir beispielsweise am Anfang mal einen Investor gehabt, der unsere Werte nicht wirklich geteilt hat – und dann funktioniert’s auch nicht mit einer sich befruchtenden Partnerschaft. Sich und seiner Vision immer treu zu bleiben, das kann ich jedem/jeder Gründer*in nur auf den Weg geben.
Häufig hört der Nachhaltigkeitsgedanke bei Unternehmen außerhalb Ihres eigenen Handlungsfeldes auf. Dabei reicht es für eine echte Klimawende nicht aus, lediglich in den Ausbau erneuerbarer Energien zu investieren, sondern es bedarf auch einer Änderung des Wirtschaftssystems. Wie setzt Ihr diesen Gedanken um?
Wir sind ein Social Business. Ein aktives Mitglied der Gemeinwohl-Ökonomie und erstellen als solches regelmäßig eine Gemeinwohlbilanz, in welcher wir unser Handeln nach innen und außen an gemeinwohl-orientierten Werten messen und bewerten lassen. Das zeigt uns immer wieder Handlungsfelder, in denen wir nachhaltiger werden können und müssen. So eine ehrliche Gesamtbilanz und der Fokus auf das Unternehmensziel, das bei Social Businesses wie Polarstern der Beitrag zur Lösung relevanter gesellschaftlicher Herausforderungen ist, gewährleisten einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsgedanken.
Was ist Euer Plan für die Zukunft? Gibt es noch Ansätze die Ihr verfolgen wollt, um die Energieversorgung zu revolutionieren?
Mit Energie die Welt zu verändern, das ist ein großes Ziel und eines, das immer neue Handlungsfelder und Chancen bietet. Wichtig ist, sie zu ergreifen und sich auf den Impact zu fokussieren, sich nicht von Macht und Geld in die Irre leiten zu lassen. Die dezentrale Energiewende mit digitalen und sektorenübergreifenden Schnittstellen hat gerade erst angefangen, da gibt’s noch viel zu tun und zu entdecken. Ich spreche von der Verschmelzung der Energieversorgung inklusive Elektromobilität und Wärme.
3 Kommentare
Super spannendes Interview und ein tolles Konzept!
Die Idee von Polarstern ist wirklich super. ich überlege nun selbst zu wechseln. Kann ich das denn einfach oder gibt es dafür bestimmte Voraussetzugen?
Lieber Patrick,
Wir finden den Social Business Ansatz und die Versorgung mit 100 % Ökostrom von Polarstern auch grandios! Jeder, der einen eigenen Strom- oder Gasvertrag mit einem Energieversorger hat, kann einfach zu Polarstern wechseln. Darüber hinaus gibt es keine Voraussetzungen, die erfüllt werden müssen.
Herzliche Grüße, Sophia vom FREE MINDED FOLKS-Squad
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