Kaum jemand leugnet heute noch den Klimawandel. Kaum jemand stellt infrage, dass sich etwas ändern muss. Und kaum jemand kann nicht zwei bis drei Bösewichte aufzählen, die schuld sind an der ganzen Misere: die Politik, der Kapitalismus, die Amerikaner – einer von ihnen war es bestimmt. Doch wenn man nach dem persönlichen CO2-Fußabdruck seines Gegenüber fragt, werden selbst die lautesten Klimakritiker oft ganz still. Weil sie weder wissen, wie viel CO2 sie eigentlich durch ihre Lebensweise verbrauchen noch wie sie ihren CO2-Fußabdruck verringern könnten [Anzeige].
38% Konsum (Mode, Einrichtung, Sonstiges), 22% Energie, 19% Mobilität und 15 % Ernährung – so sieht der anteilige CO2-Fußabdruck eines Durchschnittsdeutschen aus, verteilt auf die unterschiedlichen Lebensbereiche. Doch wo anfangen, wenn man seinen CO2-Fußabdruck verbessern möchte, welche Umstellungen wirken sich am meisten aus und welche Veränderungen lassen sich ohne großen Aufwand umsetzen? Wir haben uns die vier Lebensbereiche mal genauer angesehen und zeigen Euch in unserem Carbon Footprint Project verschiedene Möglichkeiten auf, Euren CO2-Fußabdruck zu verringern – denn egal, ob man nun öfter die öffentlichen Verkehrsmittel nutzt, auf faire Mode umstellt oder zu Ökostrom wechselt, wichtig ist es, einfach einmal anzufangen.
1. CO2-Fußabdruck verringern durch veränderten Konsum
Wir kaufen viel und gerne. Nicht umsonst hat sich in den letzten Jahren der Begriff „Konsumgesellschaft“ durchgesetzt. Egal ob Mode, Einrichtung oder Sonstiges (Ernährung ausgeklammert) – wie oft, was und von wem wir kaufen hat entscheidende Auswirkungen auf unser Klima.
a. Mode
Klamotten sind mittlerweile ein Lifestyleprodukt geworden. Man drückt sich damit aus, man gönnt sich gerne ein besonderes Teil zu einem besonderen Anlass und ein übervoller Schuh- oder Kleiderschrank ist (gerade für Frauen) oft ein Statussymbol. CO2-Fußabdruck verringern im Modebereich – ein Thema, dem sich gerade diejenigen nicht gerne widmen, die stolze Besitzer eines gut gefüllten 3-Meter-PAX-Schranks sind:
- Weniger Mode kaufen: Viele große Kleidungshersteller signalisieren mit 32 (!) Kollektionen pro Jahr, dass wir im Zwei-Wochen-Rythmus neue Kleidungsstücke brauchen; es bedarf jedoch keiner neuen Garderobe, nur weil sich die Schaufenster ändern;
- Capsule Wardrobe anlegen (dies ist eine minimalistische Kleidungsweise, bei der man für jede Saison (jeweils 3 Monate) 30-35 Kleidungsstücke auswählt, die wirklich zu einem passen und sich gut kombinieren lassen; der Rest wird verräumt bzw. entsorgt);
- Second Hand kaufen: In fast jeder Stadt gibt es tolle Seconhand-Stores; zusätzlich haben sich auch einige Online Shops auf Vintage Pieces und Secondhand-Mode spezialisiert, z.B.: Vestiare Collective, Rebelle, Kleiderkreisel, Styleflow, inloveagain etc.);
- Auf faire Produktionsbedingungen achten: Kauft Labels, die faire Produktionsbedingungen garantieren. Plattformen wie Raven Collective, Avocadostore, Glore, Najoba zeigen die Bandbreite fairer Mode und die verschiedenen fair produzierenden Mode-Labels;
- Leihen statt kaufen (gerade bei besonderen Anlässen, wie Hochzeiten oder Mottoparties);
- Richtig Waschen und Trocknen und bei Nicht-Mehr-Gebrauch weiterverkaufen;
b. Einrichtung
Durch IKEA sind Möbel Massenware geworden. Während man gerade bei Wohngütern in unserer Elterngeneration noch auf Langlebigkeit und Qualität geachtet hat, führen die günstigen Preise und mangelnde Qualität der Möbel heutzutage oft dazu, dass sich der Transport in die neue Wohnung gar nicht erst lohnt. Dabei muss man sich auch im Wohnbereich nicht zu jeder neuen Wohnung bzw. jeder Saison neu erfinden:
- Auch hier gilt: Eigenen Stil finden, weniger kaufen/neu einrichten (es bedarf nicht jedes Jahr einer neuen Weihnachtsdekoration oder einem neuen Couchtisch; sucht Euch lieber mit Bedacht einmal die perfekte Weihnachtsdekoration oder den perfekten Couchtisch aus und habt diese für Jahre);
- Auf Qualität achten! Qualitativ hochwertige Möbel überstehen locker einen oder mehrere Umzüge;
- Bei Holz(möbel) auf die Herkunft achten; Viele Möbeldiscounter roden für ihre Möbelproduktion dringend benötigten Urwälder;
- Auch im Einrichtungsbereich: Auf faire Produktionsbedingungen achten! Hier gibt es zwar noch keine wirklich verbreiteten Zertifikate, aber ein fair trade Zertifikat bzw. Produktionsbrochuren geben oft Aufschluss über die Art Produktion; falls nicht, fragt nach!
- Lokales Handwerk wieder neu entdecken: Schaut Euch unbedingt in den Werkstätten, Tischlereien und Ateliers Eurer Stadt um, bevor Ihr Mobiliar aus Drittländern kauft. Denn: Lokal gewinnt immer!
- Second Hand und Up- bzw. Upcycling-Gegenstände machen eine Zuhause oftmals erst wirklich individuell. Stöbert auf Flohmärkten und durchsucht Online-Plattformen nach Gebrauchtmöbeln und Upcycling-Gegenständen;
- Für Events: Leihen statt kaufen (für Hochzeiten, Events oder Kleinkinder, die nur vorrübergehend bestimmte Möbel benötigen);
c. Sonstiges
Auch jenseits von Mode und Einrichtung konsumieren wir. Gebrauchtgegenstände, Unterhaltungsgegenstände sowie Übernachtungen im Hotelzimmer zählen zu diesen sonstigen Konsumgütern. Auch hier gilt:
- Wählt gezielt aus, was Ihr wirklich braucht;
- Macht Euch Gedanken wer hinter dem Produkt/der Firma/dem Hotel steht und ob Ihr diese mit Eurer Kaufentscheidung unterstützen wollt;
- Gebraucht kaufen (wann auch immer es möglich ist);
- Für selten genutzte Gegenstände Leihportale nutzen (z.B.: für spezielles Werkzeug oder technisches Equipment);
- Bei Technik: bewusste Kaufentscheidungen treffen (Inspiration z.B. hier)
- Bei Reisen: Es muss nicht immer die Pauschalreise sein! Nutzt auch Wohnungstausch-Optionen oder Airbnb für Eure Reisen.
2. CO2-Fußabdruck verringern im Energiebereich
Während Konsum, Ernährung und Mobilität oft viel präsenter – da sichtbarer – sind, wird der Frage nach nachhaltigen Energien oft weniger Bedeutung beigemessen. Dabei lässt sich mit den richtigen Energiemaßnahmen bis zu ein Fünftel des CO2-Fußabdrucks einsparen.
- Stromfresser vermeiden (4,6 Prozent des gesamten Stromverbrauchs in Deutschland jährlich entstehen durch Geräte, die gerade gar nicht genutzt werden); bei Neuanschaffungen stets auf deren Verbrauch achten;
- Darauf achten, keine unnötige Energie zu verbrauchen (Heizen macht nach wie vor gut 2/3 des Energiebedarfs aus, daher Raumtemperatur richtig einstellen, runterschalten bei Nichtanwesenheit, auf ideale Wärmeverteilung im Raum achten);
- Der Wechsel zu Ökostrom ist eine besonders effektive Möglichkeit, die eigenen CO2-Emissionen in nur einem Schritt zu reduzieren. Denn verglichen mit sämtlichen anderen Maßnahmen, kann man mit einem Wechsel zu Öko-Strom seinen CO2-Fußabdruck um bis zu ein Fünftel reduzieren – und das mit nur einer Handlung;
- Und was viele nicht wissen: Wirklich besserer Strom ist meist auch noch günstiger als die Grundversorgung (hier könnt ihr Euren Ökostromtarif kostenlos berechnen lassen). Damit man aber nicht nur die eigene CO2-Bilanz verbessert sondern auch wirklich etwas fürs Klima tut, ist nicht nur die Umstellung auf Ökostrom wichtig, sondern auch wer diesen produziert > Wirklich erneuerbare Energien, Unabhängigkeit von Atom- und Kohlestrom, Grüner-Strom-Label und wofür sich der Produzent sonst so einsetzt. Wer fmf schon länger folgt, kann sich bestimmt an Isar-Clean-up erinnern, eine Aktion von Polarstern, die zeigt, dass ganzheitlichens Denken wichtig ist, wenn man wirklich etwas verändern will. Polarstern ist unabhängig, gehört also zu keinem Konzern – sondern wurde als Social Business gegründet – und kann so nicht nur gewinnorientiert, sondern vor allem veränderungsorientiert arbeiten. Wir finden das super! Hier erfährst du mehr über unsere Freunde von Polarstern;
3. CO2-Fußabdruck verringern im Bereich Mobilität
Im Bereich Mobilität lassen sich viele Emissionen einsparen:
- Öffentliche Verkehrsmittel nutzen: Bahnreisen statt Flugreisen (keine unnötigen Inlandsflüge!), öffentlicher Nahverkehr nutzen statt Kurzstrecken mit dem Auto zurückzulegen;
- Carsharing statt Eigenbesitz: Wer nicht täglich ein Auto braucht, muss vielleicht gar keines besitzen; Mittlerweile gibt es viele verschiedene Carsharing-Dienste (manche davon auch schon im Elektro-Bereich!);
- Elektrofahrzeuge statt Benzin und Diesel (diese sind aber nur dann wirklich klimafreundlich, wenn sie auch mit Ökostrom geladen werden!);
- Umsteigen aufs Fahrrad: Die Hälfte aller Autofahrten ist kürzer als fünf Kilometer. Diese Autofahrten kann man folglich auch mit dem Fahrrad/zu Fuß erledigen; Und solltet Ihr trotz Gepäck aufs Auto verzichten wollen, findet Ihr in vielen Großstädten auch bereits Lastenrad-Share-Services;
4. CO2-Fußabdruck verringern durch veränderte Ernährung
Wenn wir an Treibhausgase und umweltschädliches Wirtschaften denken, denken wir zunächst an Autos und Kohlekraftwerke. Doch auch das, was wir essen, hat gewaltige Auswirkungen: Anbauart, Saisonalität, Verpackung und Art des Produkts sind wichtig:
- Weniger vom Tier: Ein Kilo Fleisch ist zehnmal umweltbelastender als ein Kilo Gemüse. Verzichtet daher öfter mal auf Fleisch und probiert Euch in der vegetarischen/veganen Küche aus;
- Organisiertes Einkaufen: Wenn man sein Essen nicht gerade selbst anbaut, funktioniert Ernährung nicht ohne vorheriges Einkaufen. Hierbei gilt zu beachten: Einkaufen ohne Auto, Stoffbeutel für Obst und Gemüse mitnehmen, plastikfreie Waren bevorzugen, eigene Tasche/Korb für den Einkauf mitnehmen;
- Flugwaren vermeiden: Bohnen aus Kenia, Papayas aus Asien, Äpfel aus Neuseeland: Täglich werden 140 Tonnen leicht verderbliche Lebensmittel nach Deutschland eingeflogen. Dies verursacht 16% der Klimagase; Schifftransport ist hierdeutlich weniger klimaschädlich;
- Mehr Bio: Biohöfe produzieren ¼ weniger Treibhausgase, da sie auf Stickstoffdünger verzichten; Aber auch hier gilt: Bio ist nicht gleich besser: Achtet daher darauf welche Produkte Ihr kauft, z.B.: auch hier weniger Tierprodukte;
- Saisonal und Regional (Wochenmärkte, Direktvermarktung); Denkt stets daran, dass auch heimische Produkte nicht immer Saison haben (Äpfel z.B.);
Aber egal wo Ihr anfangt, wichtig ist es vor allem den ersten Schritt zu machen – und dann Schritt für Schritt den eigenen CO2-Fußabdruck verringern. Jedoch zeigt sich, dass manche Veränderungen mehr bewirken als andere und manche Umstellungen deutlich einfacher sind als andere: Ein gänzlich verändertes Konsumverhalten hat deutlich mehr Auswirkung als der Verzicht auf einen Wochenendtrip mit dem Flugzeug. Ebenso bewirkt eine fünf-minütige Umstellung zu Ökostrom deutlich mehr (Verringerung um bis zu ein Fünftel!) als ein jahrelanges Bemühen in allen anderen Bereichen (Konsum, Ernährung, Mobilität).
Was waren Eure ersten Schritte? Wo habt Ihr noch Verbesserungsbedarf? Lasst es uns in Kommentaren wissen.
Dieser Artikel entstand in freundlicher Zusammenarbeit mit Polarstern.
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